Düsseldorfer Mediziner warnt „Zu wenige gehen zur Darmkrebsvorsorge“

Düsseldorf · Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland – regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind entscheidend, ihn frühzeitig zu entdecken. Am Marien Hospital wird ein Roboter für Operationen eingesetzt.

Sorgen bereitet Konstantinos Zarras, dass immer mehr jüngere Menschen im Alter von 25 bis 49 Jahren an Darmkrebs erkranken.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

In Deutschland sind aktuell etwa 500 000 Menschen an Darmkrebs erkrankt, jedes Jahr erkranken rund 55 000 Menschen neu, mehr als 20 000 sterben daran. Damit ist Darmkrebs bei Frauen die zweit- und bei Männern die dritthäufigste Krebserkrankung. Dabei bieten regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei keinem anderen Krebs eine so große Chance, ihn bereits in einem ganz frühen Stadium zu entdecken, denn er wächst sehr langsam und bildet Vorstufen, die lange harmlos sein können.

Durch eine Darmspiegelung (Koloskopie) können diese Vorstufen eines bösartigen Tumors, die sogenannten Polypen, nicht nur erkannt, sondern auch gleich entfernt werden. Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, steigt mit dem Alter an, überwiegend sind Menschen ab dem 50. Lebensjahr betroffen. Deshalb können in Deutschland Männer ab 50 und Frauen ab 55 Jahren alle zehn Jahre eine solche Darmspiegelung wahrnehmen, die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Zur Vorbeugung auf
gesunde Ernährung achten

Bei familiären Vorbelastungen oder bei Beschwerden sind Darmspiegelungen jederzeit auch früher möglich. „Leider nehmen immer noch zu wenige Menschen die Vorsorgeuntersuchungen wahr – in den meisten Fällen übrigens aus Angst vor der Diagnose. Deshalb wollen wir hier das Bewusstsein für Darmkrebs schärfen und die große Bedeutung dieser Untersuchungen hervorheben. Vorsorge kann Leben retten und ist damit das Beste, was Menschen für ihre Gesundheit tun können“, sagt Kostantinos Zarras, Chefarzt der Klinik für Viszeral-, Minimalinvasive und Onkologische Chirurgie sowie Ärztlicher Leiter des zertifizierten Darmkrebszentrums am Düsseldorfer Marien Hospital. 90 Prozent der Darmkrebserkrankungen, so der 57-Jährige weiter, könnten vermieden werden, wenn eine flächendeckende Vorsorge erreicht würde.

Sorgen bereitet dem engagierten Mediziner, dass in einigen Ländern Europas laut einer aktuellen Studie der Universität Mailand immer mehr jüngere Menschen im Alter von 25 bis 49 Jahren an Darmkrebs erkranken. Oftmals tritt die Krankheit bei ihnen aggressiver auf, bildet schneller Metastasen, was die Überlebenschancen im Vergleich zu älteren Menschen verringert. Deshalb, so Zarras, sei es empfehlenswert, die Darmkrebsvorsorge auf jüngere Menschen auszuweiten, und zwar möglichst beginnend mit dem 45. Lebensjahr.

Wer die Diagnose erhalten hat, an Darmkrebs erkrankt zu sein, sollte sich unbedingt in einem von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Darmkrebszentrum behandeln lassen, denn durch Studien ist belegt, dass dann nicht nur deutlich weniger Komplikationen auftreten, sondern auch die Überlebenschancen steigen. Düsseldorf ist hier sehr gut aufgestellt, denn in der Stadt gibt es vier solcher Darmkrebszentren, und zwar neben dem Marien Hospital an der Uniklinik sowie am EVK und am Florence-Nightingale-Krankenhaus. Darüber hinaus ist das Marien Hospital in Düsseldorf das einzige Krankenhaus und deutschlandweit eines von nur ganz wenigen Krankenhäusern, in dem auch Darmkrebs nicht nur minimalinvasiv, sondern roboterunterstützt mit dem Da Vinci operiert wird – und zwar bei mehr als 90 Prozent der Darmkrebserkrankungen. Das ist etwas ganz Besonderes, denn in Deutschland werden bisher nur etwa 30 Prozent aller Darmkrebsoperationen minimalinvasiv durchgeführt. Durch den Einsatz der Robotertechnologie lassen sich stundenlange, komplexe Operationen mit hervorragender Sicht, hoher Präzision und vollkommen zitterfrei durchführen. Der Arzt steuert die vier Arme des Roboters über eine Konsole und hat einen deutlich besseren Handlungsspielraum. Für Patientinnen und Patienten bietet diese Operationsmethode viele Vorteile, denn sie profitieren von kleinen Schnitten, entsprechend weniger Blutverlust und einer deutlich schnelleren Wundheilung – Zuzahlungen müssen sie für roboterassistierte Operationen übrigens nicht leisten.

Wer einer Darmkrebserkrankung vorbeugen möchte, sollte auf eine gesunde Ernährung achten sowie auf Nikotin verzichten und Alkohol nur in Maßen konsumieren. Darüber hinaus sind – wie bei vielen anderen Erkrankungen auch – Übergewicht und mangelnde Bewegung Risikofaktoren.