Karneval Warum Karneval im März für Narren ein Härtetest ist

Düsseldorf · Wer profitiert eigentlich von einer langen Karnevals-Session? Und wer verliert? Unser Autor hat sich in Düsseldorf umgehört.

Ob am Rosenmontag in diesem Jahr auch wieder die Sonne scheint? Darauf hoffen wohl alle Jecken.

Foto: Judith Michaelis

So schön wie einst beim Karneval im Mai wird es sicher nicht werden. Aber wenn sich am 4. März der Rosenmontagsgzug in Bewegung setzt, geht für die Narren eine ganz lange Session zu Ende. Für echte Jecke ein Härtetest, aber profitieren werden davon nur wenige.

Einer, der den Karneval aus allen Perspektiven kennt — als Prinz, Künstler, Präsident einer Karnevalsgesellschaft und Chef einer Veranstaltungsagentur — , ist Stefan Kleinehr. „Letztlich ist eine lange Session nicht entspannter, da sich die Veranstaltungen nur auf mehrere Tage verteilen“, so Kleinehr, „dann sind es pro Tag gegebenenfalls nur zwei statt vier, aber man ist auch unterwegs.“ Das mache insgesamt kaum einen Unterschied.

Für die weniger bekannten Künstler ist es eher ein Nachteil

Die größten Auswirkungen hat die lange Session für die Künstler. Ist der Karneval, im März für sie ein Vorteil?

Kleinehr: „Für die bekannten Künstler ja, da sie durch die Verteilung mehr Termine wahrnehmen können. Viele Gesellschaften haben dann eine größere Chance auf einen ‚Star‘. Für die etwas unbekannteren Künstler ist häufig eine kürzere Session besser.“ Sie haben dann die Chancen, eher mal in ein Programm hinein zu rutschen, weil die Großen der närrischen Branche anderweitig engagiert sind.

So richtig begeistert von dem närrischen Marathon sind die Künstler nicht. „Ich finde die lange Session nicht so doll“, sagt Ursula Strunk, Frontfrau der Band Kokolores, „dann hat man Tage dazwischen, an denen nur ein Auftritt stattfindet. Und dann knubbelt sich am Ende doch wieder alles.“ Auch Büttenrednerin Achnes Kasulke, die als fröhliche Putzfrau in einer normalen Session kaum zum Atemholen kommt, spürt, dass sich die Sache zieht: „Früher sagte man als Künstler immer, Montag ist Wäschetag, weil da keine Veranstaltungen stattfinden., In dieser Session haben wir mehr Wäschetage.“

CC-Vorstand freut sich auf eine entspannte Session

Sehr gelassen sieht das Carnevals Comitee der Session entgegen, die nach der Pause über Weihnachten am kommenden Wochenende in ihre heiße Phase gehen wird. „Das wird in diesem Jahr sehr entspannt“, ist CC-Sprecher Hans-Peter Suchand überzeugt, „schließlich hatten wir im vergangenen Jahr schon Mitte Februar Rosenmontag.“ Er hofft, dass vor allem das Wetter mitspielt: „Es ist fast einen Monat später. Da haben wir die Chance, dass die Sonne schon ein bisschen wärmer scheint.“ Und was bedeutet eine lange Session für das Prinzenpaar? Überlegt man sich dann länger, ab man das jecke Spitzenamt annimmt, gerade wenn man berufstätig ist? „Das glaube ich nicht“, ist Stefan Kleinehr überzeugt, der selbst eine ziemlich kurze Session hatte, „wer Karnevalsprinz wird, der erfüllt sich einen Traum. Da spielt das keine Rolle. Schließlich kann man den in einer langen Session noch ausgiebiger feiern.“ Und auch Hans-Peter Suchand glaubt, das Prinzenpaar profitiere eher von einer langen Session: „Es ist dann deutlich weniger hektisch.“ Da könne man das Ganze viel intensiver genießen.

Lange Session? Gastronomen
ist es ziemlich egal

Natürlich muss sich auch die Gastronomie auf den närrischen Kalender einstellen, denn viele Veranstaltungen finden in Kneipen und Brauhäusern statt. Doch den meisten ist es ziemlich egal, wann die heiße Phase beginnt.

„Richtig gefeiert wird in den meisten Gaststätten ohnehin nur von Altweiber bis Aschermittwoch“, meint Isabel Hausmann vom Hotel- und Gaststättenverband Nordrhein. Dann sei es den Wirten egal, ob das im Februar oder im März ist: „Die anderen Feiertage verschieben sich dann ja auch. Darum macht es nichts. Schlecht für die Gastronomie wäre nur, wenn Karneval ausfallen würde“, erklärt Hausmann.

Immerhin wünschen sich auch die Wirte, dass es Anfang März schon ein bisschen wärmer ist. Das ist dann auch entsprechend angenehmer für die qualmende Abteilung.