Jubliäum und Freundschaft in Düsseldorf Inspizientin der Stunde Null wird Theaterleiterin

Düsseldorf · Als Anna Köllmann im Apollo Vartieté anfing, war ihr heutiger Partner in der künstlerischen Leitung gerade mal sechs Jahre alt.

Adrian Paul kennt seine Partnerin in der Theaterleitung, Anna Köllmann, schon seit seinen Kindertagen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Direkt am Eingang im Foyer steht eine Schaufensterpuppe, ein wenig spärlich bekleidet mit einem gold-glitzernden Stern in der Hand haltend, auf dem derzeit „25 Jahre“ steht. Dieses Nummerngirl ist symbolträchtig. Jahrelang gehörte es zum festen Inventar jeder Show im Apollo Varieté. Verantwortlich für die Mädchen war damals Anna Köllmann.

Schon der ganz junge Adrian interessierte sich für Konzertprogramme.

Foto: Apollo

Ein Vierteljahrhundert später ist sie nach einer längeren Pause wieder am Start. Sie und Adrian Paul teilen sich die Theaterleitung im künstlerischen Bereich. Heute sind sie auf Augenhöhe.

Das war im wörtlichen Sinn nicht immer so: Anna Köllmann fing 1987 beim Circus Roncalli an, und kurz bevor das Apollo Varieté eröffnete, schickte Roncalli-Chef Bernhard Paul sie nach Düsseldorf – zunächst als Inspizientin, dann als Bühnenleiterin. „Da war ich gerade sechs“, sagt Adrian Paul (31), und Anna Köllmann nickt. „Aber wir kennen uns schon ewig“, führt Paul weiter aus. „Anna hat die Hochzeit meiner Eltern in Wien organisiert. Es war die dritte.“ Kurze (Kunst-)Pause, dann fährt er fort: „Erst die standesamtliche, dann die kirchliche, und dann haben meine Eltern noch mal im Zirkus geheiratet.“

Anna Köllmann erinnert sich noch genau an den Anruf fürs Apollo, der kam am 10. Oktober 1997, eine Woche später war Eröffnung in Düsseldorf. „Typisch mein Vater“, sagt Adrian, und Anna lacht zustimmend. Sie habe damals sofort losgelegt. Eine schöne Zeit sei das gewesen, aber auch stressig. Hat sich also gar nichts geändert? „Doch. Damals haben wir monatlich das Programm gewechselt“, sagt das Mulitalent Köllmann, das schon in vielen Berufen Zuhause war. Aufgewachsen auf einem Rheinschiff, war sie wie die Zirkusleute ständig unterwegs. Das liegt ihr sozusagen im Blut. Sie hat Sozialwissenschaften und Psychologie studiert, arbeitete als Zahnarzthelferin, bei Künstleragenturen und vieles mehr. Und auch im Leistungssport war sie aktiv, natürlich auf dem Wasser.

Wenn sie zurückdenkt an die vielen Shows, dann zählen zu ihren Favoriten immer noch die Thuranos. Der alte Konrad Thur feierte regelmäßig seinen Geburtstag im Apollo. „Und Vivi musste immer Blümchen auf die Bühne bringen, weil sie am selben Tag Geburtstag hat“, fügt Adrian Paul hinzu. Heute ist seine ältere Schwester Vivian ebenfalls im Apollo tätig und für das Casting der Künstler verantwortlich.

„Die Organisation war einfach“, sagt Köllmann. Stressig sei es immer mit den Nummerngirls gewesen. Für die Mädchen war es ein Nebenjob, und sie brauchte immer zwei oder drei. Und dann war eines Abends keines da. Ein kurzer Anruf, eine Bewerberin kam, zog sich um und hatte leider viel zu kleine Füße, sodass sie Socken in den hochhackigen Schuhen trug. Nicht gerade eine Augenweide. Außerdem gab es Kritik, weil sie unter den Achseln nicht rasiert war, erinnert sich Köllmann kopfschüttelnd.

Die Nummerngirl-Zeit ist vorbei. Obwohl… Vielleicht gibt es eine Überraschung bei der Jubiläumsgala. Denn jetzt ist Anna Köllmann zurück und steckt mitten in den Vorbereitungen für die Gala. Die Stelle war plötzlich vakant geworden, Bernard Paul hatte Anna Köllmann angerufen – und sie sagte sofort zu. Adrian Paul und sie sind ein eingespieltes Team. Schon in der vorstellungsfreien Zeit im Juli übernahm Köllmann von ihm die Aufsicht über die Renovierungsarbeiten. „Ich hab sie mit offenen Armen empfangen“, sagt Adrian, der dringende Termine außerhalb Deutschlands hatte. „Und ich kam mir vor wie Bob der Baumeister.“

Der 31-Jährige kam erst in der Woche vor Probenbeginn zurück. „Die große Jubiläumsshow“ läuft noch bis Sonntag, 23. Oktober. Am eigentlichen Jubeltag, am Montag, 17. Oktober, kommen nur geladene Gäste. „Darunter auch der eine oder andere Überraschungsakteur.“ Mehr will Anna Köllmann nicht verraten, und auch Adrian Paul schweigt.

Seit sieben Jahren arbeitet er im Apollo, hat 2017 als 25-Jähriger als Assistent der Abendspielleitung angefangen, wie es so schön heißt. Und mit seiner ersten Show „Route 66“, einer der besten, die es je im Apollo gab, das Programm ganz schön umgekrempelt – mit Livemusik und einem enormen Tempo. „Es ist immer schön, Shows zu kreieren – das ist meine Leidenschaft“, sagt er.

Doch jetzt fiebern die beiden künstlerischen Leiter Anna Köllmann und Adrian Paul erst einmal der Geburtstags-Gala entgegen. „Aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Lage wollen wir die Zahl der Gäste klein halten“, sagt Köllmann. Und ob ein Nummerngirl dabei sein wird, bleibt abzuwarten.