Boxen Düsseldorfer Ercan Tuncel boxt gegen Ex-Weltmeister

Düsseldorf · Der Düsseldorfer ist 26 Jahre alt und Profiboxer. Er will noch viel erreichen — aber erst mal muss er den Kampf in Nürnberg überstehen.

Ercan Tuncel (r.) hat bisher sechs von sieben Profikämpfen gewonnen. Foto: Andreas Bornewasser

Ercan Tuncel (r.) hat bisher sechs von sieben Profikämpfen gewonnen. Foto: Andreas Bornewasser

Foto: Andreas Bornewasser

Er will als erster gebürtiger Düsseldorfer Weltmeister im Profi-Boxen werden: Ercan Tuncel (26), alias „der Fuchs“. Der Mathematik- und VWL Student der Universität Düsseldorf trifft am 27. Oktober im Maritim Hotel in Nürnberg auf Prinz Lorenzo, einen Ex-Welt-, und Europameister aus Togo, der zwölf Jahre älter ist als er. Organisiert wird das Event von Peter Althof, der als Bodyguard für Boris Becker, Pamela Anderson und Michael Jackson arbeitete.

Tuncel, der sechs Tage pro Woche vier Stunden trainiert, fühlt sich gut vorbereitet: „Ich schaue mir die Kämpfer vorher an – Lorenzo boxt als Linkshänder in der Rechtsauslage, worauf ich mich einstellen muss.“

Im Alter von zehn Jahren begann der Boxer des Supermittelgewichts (bis 76,2 Kg), der bisher sieben Titel gewonnen hat, mit seiner Leidenschaft. Dass er Boxer wurde, und nicht eine andere Sportart wählte, war eher Zufall: „Als Kind war ich sehr übergewichtig. Mein Vater wollte, dass ich Sport mache und dadurch abnehme. Mein Onkel hat mich dann zum Boxen mitgenommen.“ Heute ernährt sich der Düsseldorfer, der in Monheim wohnt, deutlich gesünder. Er verzichtet auf zu fettige oder süße Nahrung, ernährt sich hauptsächlich von Kohlenhydraten und Fisch. Dazu ist er Nichtraucher und trinkt keinen Alkohol.

Bisher gewann Tuncel, seitdem er im Oktober 2016 sein Debüt als Profi hatte, sechs von sieben Wettkämpfen. Nach seiner Niederlage gegen Bartlomiej Grafka vor drei Monaten entschied sich sein Trainer Fazli Vural, zurückzutreten. Tuncel erklärt: „Fazli macht eher Amateurtraining. Mein neuer Trainer Sükrü Aksu hingegen trainiert die Profis.“

Der 51-Jährige hat unter anderem Agit Kabayel (26) zum mehrfachen Europameistertitel im Schwergewicht, und Manuel Charr (33) zum Weltmeistertitel im Schwergewicht bei der WM der World Boxing Assocation geführt. Der Trainer, der selber mit sieben Jahren zu boxen anfing, traut Tuncel viel zu: „Er ist ein sehr guter, fleißiger Schüler“ sagt er überzeugt. Tuncel fügt hinzu: „Das Training ist viel härter als bei seinem Vorgänger.“

An den neuen Trainer ist Tuncel gekommen durch seine Tätigkeit als Aushilfe im Service der Stadtbrasserie in Düsseldorf, die er ein Jahr lang ausführte. Dort traf er auf Florian Conzen, der von Tuncels Tätigkeit als Boxer begeistert war und daher die Boxconceptgroup gründete, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Diese vermittelt aufstrebende Boxer mit professionellen Trainern.

Durch diese hat Tuncel außerdem den selben Sportphysiotherapeuten wie Vladimir Klitschko: Aldo Vetere, der an der Prinzenallee 19 sein Geschäft hat und keine 30 Jahre alt ist. Mit den Profis an seiner Seite möchte der 26-Jährige ganz hoch hinaus und vielleicht eines Tages den Weltmeistertitel erlangen. Dabei will er schrittweise Erfolge sammeln. Zurzeit verfolgt er das Ziel, in Deutschland erfolgreicher zu werden und mehr Bekanntheit zu erlangen – Zurzeit ist er deutschlandweit auf Rang 30, sein nächster Konkurrent Lorenzo hingegen ist auf Platz 17.

Sollte es ihm gelingen, sich weiterhin hochzuarbeiten, hat er weitere Pläne:

„Ein ganz großer Traum von mir ist es, in Amerika zu boxen, vor allem in New York.“ Die Stadt an der US-Ostküste ist bekannt für ihre Boxkämpfe im Madison Square Garden, wo beispielsweise Muhammad Ali boxte, den Tuncel zu seinen Vorbildern zählt.

Mit wachsenden Erfolg wird er vor immer größeren Publikums kämpfen müssen, trotzdem ist er gelassen; bezieht sich auf den bekannten „Tunnelblick“: „Natürlich macht es einen Unterschied, ob man vor wenigen oder vor tausenden Zuschauern auftritt. Aber: Egal, vor wie vielen man kämpft, man filtert unter den vielen Stimmen die des Trainers heraus, da sie die einzige ist, die zählt.“

Für die Leidenschaft, seinen Sport zum Beruf zu machen, muss man jedoch viel Freizeit opfern. Diese habe man nämlich kaum: „Sonntag ist mein einziger freier Tag, an dem ich gerne meinen Freunden bei Kreisliga-Fußballspielen zuschaue und sie unterstütze. Ansonsten muss ich immer auf den nächsten Wettkampf gut vorbereitet sein“, erzählt er.

Für sein derzeitiges Studium an der Heinrich-Heine-Universität hat er zurzeit auch so gut wie keine Zeit. Dennoch möchte er eingeschrieben bleiben und das Studium eines Tages abschließen.

Eine eigene Hymne für das Einlaufen in den Boxring hat Tuncel auch schon: „Hier kommt der Fuchs“, einen Rap des Gitarrenduos „Twofourtwelve“. Die Gruppe, bestehend aus Alex Vido (26) und Martin Zimny (29) haben den selben Manager wie der Profi-Boxer und kamen durch ihn in Kontakt.