Düsseldorfer Flughafen: Drogenkuriere im Visier
Schmuggler aus Curaçao nutzen seit Ende 2011 Direktflüge nach Düsseldorf, um Kokain nach Europa zu bringen.
Düsseldorf. Ein zusätzliches Angebot für Touristen mit großer Wirkung: Im Juli 2011 kündigt Air Berlin an, dass die Fluggesellschaft ab dem 15. November 2011 als erster deutscher Anbieter einmal wöchentlich die Karibikinsel Curaçao der ehemaligen Niederländischen Antillen anfliegen wird. Was Urlauber, die von Paradiesstränden träumen, freut, beschäftigt seitdem Zollfahnder, Polizei und Gerichte.
Einige Beispiele: Anfang September 2012 röntgen Zollfahnder am Flughafen Düsseldorf sieben Einwohner des autonomen Landesteils im Königreich der Niederlande. Und werden fündig: Die Gruppe hat Drogen bei sich. Fünf von ihnen schluckten vor dem Flug insgesamt 2,5 Kilogramm Kokain in einzelnen Päckchen und bringen sie im Körper über die Grenze.
„Unsere Fahnder haben bei den Körperschmugglern einen sechsten Sinn. Manchen sieht man an, dass sie körperliche Probleme haben“, sagt Ulrich Schulze, Pressesprecher des Zollfahndungsamtes Essen.
Ende September findet der Zoll in einer Tasche fast 3,5 Kilo Kokain. Die Schmugglerin hat die Droge in den Schalen von Wal-und Erdnüssen versteckt. Ein lukratives Geschäft, der Schwarzmarktwert beläuft sich auf 200 000 Euro. Mittlerweile muss jeder ankommende Fluggast laut Zoll seine Koffer öffnen, Drogenhunde versuchen dann, geschmuggeltes Kokain zu finden.
Jüngster Fall ist eine 36-jährige Mutter, die 600 Gramm Kokain mit sich führt, um damit einen Autokauf auf der Insel zu finanzieren. Statt eines neuen Wagens bekommt sie eine Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten.
Zwar sind Kokaindelikte laut einem Lagebericht des Landeskriminalamts NRW im Zehnjahrestrend rückläufig, doch 2012 gab es einen Anstieg um 27 Prozent bei der illegalen Einfuhr nicht geringer Mengen. 160 Delikte zählte das LKA. Alleine in Düsseldorf fanden die Zollfahnder seit Anfang 2012 bei 46 Schmugglern 40 Kilo Kokain in Pulverform, 7,5 Kilo Kokainpaste und ein Kilo der Droge in flüssiger Form.
Warum immer der Direktflug aus Curaçao? „Frühere Flugrouten mit Iberia über Madrid dauerten länger. Platzt aber einer der Kokain-Behälter im Körper, kann auch ein Arzt daneben stehen — der Schmuggler stirbt“, sagt Schulze. Deshalb schafft das Kokainkartell — angebaut und verarbeitet wird die Droge in der Andenregion um Kolumbien und Peru — den Stoff auf TourismusInseln wie Curaçao und heuert dort die Kuriere an.
Bei den Schmugglern scheint sich mittlerweile herumgesprochen zu haben, dass die Fluglinie Curaçao — Düsseldorf stark kontrolliert wird. „Es hat nachgelassen. Kokain kommt fast gar nicht mehr an“, sagt Schulze. Dennoch ist für den Zoll-Pressesprecher das Problem damit nicht gelöst: „Das Kokainkartell ist innovativ und ständig in Bewegung. Die finden immer neue Routen.“