Düsseldorfer Geschichte Die Düsseldorfer Stadtgeschichte auf Platt erzählt

Düsseldorf · Hans Möhker hat ein Buch geschrieben – dessen Erscheinen er aber nicht mehr erlebt hat.

Hans Möhker hat die Düsseldorfer Stadtgeschichte auf Platt aufgeschrieben.

Foto: Verlag Edition Oberkassel

Platt galt lange als Sprache der einfachen Leute. Kinder sollten das „schöne“ Deutsch sprechen. Es gibt aber immer mehr Menschen, die die Mundart wiederentdecken. Hans Ludwig Möhker war einer von ihnen. Möhker wurde 1928 in Bilk geboren und lernte erst in der Schule Hochdeutsch zu sprechen. „Die Mundart war für meinen Vater eine Heimat“, sagt seine Tochter Margot Kiedrowski. Platt sei für ihn keine Sprache, die man schreibt, sondern eine, die man auf der Straße spricht. „Das ist eine direktere Sprache. Wenn man jemand beleidigen will, dann spricht man platt“, sagt seine Tochter.

Hans Ludwig Möhker pflegte die Mundart bis zu seinem Tode im August 2018 als Mitglied der Mundartfreunde. In seinen letzten Lebensjahren hatte Möhker die Stadtgeschichte Düsseldorfs recherchiert und auf Platt niedergeschrieben. Das Buch führt den Leser von den Anfängen der Stadt als Dorf an der Düssel, über die Herrschaft von Jan Wellem und zum bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Stadtgründung liest sich so: „Als de Jraw Adolf V. noh d’r Schlacht widder e beßke Ordnung em Jebiet jemaht hät, es hät em Aujust noh Düsseldorf jekomme on hät dem kleene Dörfke et Stadtreit jejowe.“

Hans Möhker hat die Düsseldorfer Stadtgeschichte auf Platt aufgeschrieben: Ons Stadtjeschecht op Platt verzällt, Edition Oberkassel

Foto: Verlag Edition Oberkassel

Um die Stadtgeschichte auf Platt schreiben zu können, hatte Möhker im Alter von 80 Jahren Latein gelernt. „Er wollte die Urkunden im Stadtarchiv selbst lesen können“, sagt Margot Kiedrowski. Die Zeit um Jan Wellem gefiel Möhker am besten, der mit seiner Art zu schreiben häufig für ein Lächeln sorgt. „För uns Stadt wor de Rejierungsziet vom Jan Wellem ne Jlöcksfall, den dörch dä Pöngel von Beamte, Könstler un angere, die dodörch en ons Stadt komme hant de Jeschäftslütt on Handwerker jot Jeld verdeent. On weil hä en schön Residenzstadt han wollt, wood de Stroß jeflastert, et woode 383 Laterne opjestellt, dat solle mieh als wie en Paris jewäse sin.“

Möhker hatte erst in späten Jahren das Schreiben für sich entdeckt. Die Ausbildung zum Ingenieur machte er in Bremen, später arbeitete er in München. Zurück in Düsseldorf fand er sein Heimatgefühl wieder. „Das Buch ist für Ur-Düsseldorfer gedacht“, sagt Margot Kiedrowski, die lange Zeit nicht wusste, dass ihr Vater an dem Buch arbeitet. „Wir haben das Dokument durch Zufall auf einem USB-Stick gefunden“, sagt Margot Kiedrowski. Ihre Schwester Heidi Möhker, die selbst Autorin ist, hatte Kontakt zum Verlag Edition Oberkassel.

Hans Ludwig Möhker hat das Erscheinen des Buches nicht mehr erlebt. Margot Kiedrowski ist aber froh, dass sein Werk jetzt auch für andere verfügbar ist: „Ich finde es toll, dass meine Schwester meinen Vater überzeugen konnte, das Buch zu veröffentlichen.“ Und die Illustrationen von Carsten Tiemessen machen das Buch schließlich zu dem Schmuckstück, das es geworden ist.

Das Buch „Ons Stadtjeschecht op Platt verzällt“ von Hans Ludwig Möhker ist im Verlag Edition Oberkassel erschienen und kostet 15 Euro. Das Buch wird am Sonntag, 16. Juni, um 15 Uhr im Literaturcafé der Düsseldorfer Naturfreunde, Morper Str. 128 in Gerresheim in einer Premierenlesung vorgestellt. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.