Trockenheit Düsseldorfer Stadtwald erlebt ein besonders stressiges Jahr

Düsseldorf · Der Boden ist ausgetrocknet — und die Schäden könnten erheblich werden. Außerdem bereitet ein Schädling Kummer.

Der Aaper Wald Anfang November 2018. Man sieht noch das dichte Laub.

Foto: ja/Annic Völkel

Wer an den vergangen schönen Tagen eine Runde im Düsseldorfer Stadtwald spazieren ging, war überrascht. Noch immer tragen die Bäume viel Laub. Und das nach all den trockenen Tagen, Wochen und Monaten. „Das ist wirklich verblüffend, wie lange das Laub bleibt. Sonst ist im Oktober der größte Teil runter“, sagt Paul Schmitz, Leiter der Düsseldorfer Forstabteilung im Gartenamt. Er hat sich darüber auch mit den drei Düsseldorfer Revierförstern ausgetauscht. Zwei Gründe für das noch dichte Laub haben sie ausgemacht: Es gab noch keine Stürme und keinen Nachtfrost. Doch wie geht es dem Stadtwald, der aus den drei Revieren im Norden (u.a. Kalkum), in der Mitte (u.a. Grafenberger Wald) und im Süden (u.a. Benrather Forst) besteht, überhaupt nach der langen Trockenheit?

Nur halb so viel Regen Paul Schmitz spricht von „einem außergewöhnlich trockenem Jahr.“ In der Vegetationszeit sei nur die Hälfte des sonst normalen Niederschlages gefallen. Er rechnet mit „erheblichen Folgen“. Das Problem: Aktuell ist der Boden – und das nicht nur im Wald – immer mehr ausgetrocknet. Bis zu einer Tiefe von mehr als einem Meter. So werde bei den wenigen Regenfällen zurzeit auch nur die Oberfläche benetzt. Diese leichte Befeuchtung reiche aber nicht, sie gehe an die Substanz der Bäume im Stadtwald, die man natürlich nicht wie einen Teil der Straßenbäume bewässern könne. Der Fachmann hofft, dass es in den kommenden Wochen viel regnen wird. Damit der Wasserspeicher des Waldbodens sich wieder auffüllen kann.

Die Borkenkäferplage Besonders schlecht verkraftet haben die Trockenheit die Nadelhölzer. Paul Schmitz ist froh, dass der Anteil dieser nicht heimischen Arten (auch Lärchen und Kiefern) im Düsseldorfer Stadtwald gerade mal fünf Prozent ausmache. Keine zwei Prozent sind Fichten. „Sie wächst schnell und braucht doppelt so viel Wasser wie andere Bäume“, erklärt der Förster. Und weil die Fichten so schwächeln, werden sie anfällig. Konkret sind sie auch im Aaper Wald vom Borkenkäfer befallen. Was aber in den Mittelgebirgen aktuell ein Riesenproblem sei, bekommen die Förster im Stadtwald jedoch in den Griff. Nichtsdestotrotz: Auch im Aaper Wald und Grafenberger Wald hängen derzeit Hinweisschilder für die Waldbesucher, und informieren darüber, dass dort in diesen Tagen viele Fichten wegen der Borkenkäferplage gefällt werden müssen. 200 bis 300 werden es sein. Dies passiert, um die umliegenden Nadelbäume vor dem Befall zu schützen.

Die Borkenkäfer schwächen die Fichten, weil sie unter der Baumrinde brüten und überwintern und dann im Frühjahr wieder ausschwärmen. „Deshalb schlagen wir die kranken Fichten bis Dezember raus“, sagt Schmitz. Das Gute: Der braune Käfer, der so groß ist wie ein Streichholzkopf, greife die anderen Baumarten nicht an. Aber er hat sich im trockenen und warmen Sommer extrem stark vermehrt. Und so erfährt man auf den Infoschildern, dass die Käfer bei dieser starker Vermehrung sogar gesunde Fichten besiedeln können.

Der gestresste Wald Vor genau einem Jahr erklärte Paul Schmitz nach einem Waldspaziergang mit der WZ: „Es war ein stressfreies Jahr für den Wald“. 2017 aber war der Sommer auch feucht gewesen, eine Erholung für den Stadtwald. Doch nun ist der Erholungsraum der Düsseldorfer und Lebensraum vieler Tiere im Trockenstress. „Die jungen Kulturen, auf die wir ja setzen, haben die Trockenheit erstaunlich gut verkraftet“, zieht Schmitz einer erste Bilanz. Hier habe man einen Ausfall von zehn Prozent, das sei normal. Wie aber die Bäume insgesamt das extrem klimatische Jahr verkraften werden, zeige sich erst im Frühjahr, wenn sie ausschlagen, und insgesamt im Folgejahr.

Der Förster klingt dennoch optimistisch: „Es kann gut sein, dass sich der Boden regeneriert.“ Der Verlust der Fichtenwälder, ob im Düsseldorfer Stadtwald oder in den Mittelgebirgen sei auch eine Chance. Wie nach dem Sturm Ela: Es entstünden neue Wälder. Wichtig sei die Baumartenvielfalt und die Verjüngung. Und die gibt es im Stadtwald bereits.