Ausstellung Düsseldorfer zeigen, wie Pflege zu Hause aussehen kann
Düsseldorf · Zum 40. Jubiläum der Caritas-Pflegestation fotografierte Inga Paas acht Senioren, die zu Hause gepflegt werden. Die Ausstellung ist im Rathaus zu sehen.
Die Tür zum Fahrstuhl öffnet sich und Wilma Mützel betritt mit ihrem Rollator die Ausstellungshalle im hinteren Teil des Rathauses. Vor ihr, links und rechts neben ihr hängen Bilder in verschiedenen Größen. Bilder von ihrem Wohnzimmer, des alten Lieblingsgeschirres und auch ein Porträt von ihr selbst. Gut anderthalb Meter lang, im Querformat. Mit einem leicht misstrauischen Blick sieht die 94-Jährige auf das Bild: „Das bin ja ich“, sagt sie freudig. Wie ein Spiegel wirkt es auf die 94-Jährige. Graues, mittellanges Haar ziert ihre Person. Auffällig ist auch der königsblaue Pullover, dessen Farbe sich in den Motiven der kleinen Bildern widerspiegelt. Sei es in dem Gemälde, das im Foto-Porträt hinter ihr an der weißen Wand hängt oder im Bild ihrer Urkunde als erste Senatorin des Sechzig-Na-Und-Clubs (SNUC). Den königsblauen Pullover trägt sie auch heute. Am besonderen Tag für die acht Senioren und Seniorinnen, die Teil der Ausstellung „Da begleiten, wo Menschen zu Hause sind“ im Rahmen des 40-jährigen Bestehens der Caritas-Pflegestation sind.
„Unser Ziel war es die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, die erstens noch zu Hause sind und zweitens auch dort auf ambulante Pflege angewiesen sind, sagt Stephanie Agethen, Pressesprecherin des Caritasverbands in Düsseldorf. Mit Porträtfotos der Senioren und Stillleben der einzelnen Wohnzimmer, unterstützt von Zitaten der Bewohner, wollten sie die Geschichten von Wilma Mützel sieben weiteren Senioren lebendig und auf mehreren Ebenen erzählen.
Die Interviews und Fotos sollten sehr persönlich sein
Die Interviews führte dabei die junge Mitarbeiterin und Social Media Managerin des Caritasverbands Monika Anand, die Fotoaufnahmen entwickelte die Kölner Fotografin Inga Paas: „Wir haben uns bestimmt je Person drei bis vier Stunden in ihren Wohnungen Zeit genommen und führten die Gespräche anhand eines von uns festgelegten Fragenkatalogs, um mehr von den Menschen — als Alter, Wohnort oder den ehemaligen Beruf — zu erfahren. Zum Beispiel hat mich interessiert, worauf die Menschen stolz in ihrem Leben sind. Das hat auch mich selbst sehr berührt“, erzählt Monika Anand beim Rundgang durch die Gallerie. „Das hat sie sehr geöffnet, was dann auch meinen Fotos zu Gute kam“, ergänzt die Fotografin Inga Paas. Durch das Zusammenspiel aus Porträts der Senioren und Details aus ihrer Wohnung war es erst dann möglich, die Geschichte zu erzählen und Gemeinsamkeiten zwischen den Bewohnern zu erkennen. Seien es Vasen, Wanduhren oder die selben Pflegekräfte zu denen Wilma Mützel, das Ehepaar Grabs und Mende und Marlene Müller oftmals eine freundschaftliche Verbindung haben.
Anfang Dezember eröffnete die Ausstellung im Rahmen einer Vernissage. Nicht nur Wilma Mützel war vor Ort, sondern auch weitere Porträtierte, wie das Ehepaar Heinz und Daisy Grabs und Marlene Müller. Klaus und Marianne Mende waren aufgrund eines Krankenhausaufenthalts von Herrn Mende verhindert. Sie alle werden vom ambulanten Pflegedienst der Caritas betreut. Heinz Grabs ist ein treuer Anhänger der Fortuna, was sich in den Detailaufnahmen des knalligen Toasters, der rot-weiß-gestreiften Müsli-Schale und einem Fortuna-rotem Schild bemerkbar macht. Allesamt mit dem Logo des Fußballclubs. „Hier wohnt der Fortuna-Düsseldorf-Fan Heinz“, steht in weiß-verschnörkelter Schrift auf der roten Fläche des Schildes. Er, heute 80 Jahre alt, ist Düsseldorfer Urgestein und sie — mittlerweile im Alter von 70 Jahren — ist in Berlin aufgewachsen. Kennen und lieben lernten sie sich dann in Düsseldorf, was Heinz und Daisy Grabs auch heute noch ihr Zuhause nennen. Im Stadtteil Lörick leben sie im betreuten Wohnen der Pflegeeinrichtung. Am Tag der Vernissage ihrer Porträts setzen sie sich in die zweite Reihe und hören gespannt den einzelnen Grußworten von Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und dem Vorstandsvorsitzenden des Caritasverbands Düsseldorf, Henric Peeters, zu.
Wilma Mützel ist weniger aufmerksam und spricht kritisch über die Organisation. Die Anzahl der Pflegekräfte sei zu gering. Der Stadtdirektor und der Vorstand der Caritas gehen ebenfalls auf die Thematik ein. „Die Düsseldorfer werden immer älter und stellen aus demografischer Sicht einen immer größer werdenden Anteil der Gesellschaft dar. Wir wollen deshalb auch hier im Rathaus der Älteren Generation ein Gesicht geben, mit der Ausstellung aber auch Nachwuchs im Pflegebereich ansprechen“, sagt Burkhard Hinzsche bei seiner Ansprache. Henric Peeters argumentiert damit, dass das Unternehmen aufgrund dieses Wandels vor allem auf die Ausbildung von jungen ambulanten Pflegekräften setzt, die rein gesetzlich nicht alleine während ihrer Ausbildungsphase zu den Senioren dürfen, sondern gelernte Mitarbeiter vor Ort unterstützen.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 4. Januar und öffnet täglich von 8 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt im Rathaus.