Unterstützung Düsseldorferin bietet Hilfe für selbstständige Mütter an
Düsseldorf · Stefanie Gundel bringt Einzelkämpferinnen zusammen, die sich gegenseitig motivieren. Manchmal entsteht daraus auch eine Kooperation.
„In meinem früheren Leben war ich Personalentwicklerin“, sagt Claudia Schleicher. Heute ist die 45-jährige selbstständig, als Unternehmensberaterin für Veränderungsprozesse. „Für mich gab es in dem Unternehmen keine Perspektive mehr, als ich während der Elternzeit wieder einsteigen wollte“, sagt Schleicher. Sie ist an diesem Vormittag im Factory Campus nicht die einzige Frau, die ihr Leben in ein „vor der Geburt ihres Kindes“ und ein „danach“ einteilt. Ein Kind hat für die meisten Frauen drastischere Folgen als für Männer. Diese machen meist wenige Wochen oder Monate im Job dort weiter, wo sie vor der Geburt aufgehört haben. Viele Frauen erleben in dieser Zeit hingegen einen beruflichen Umbruch.
Das ist für einige Frauen der Zeitpunkt, um sich selbstständig zu machen. An diese Frauen richtet sich das Angebot „Gründer-Mütter“. Die Unternehmerin Stefanie Gundel hat das Netzwerk Anfang des Jahres in Düsseldorf ins Leben gerufen. Zuvor hatte sie die Treffen des Netzwerkes „Mompreneurs“ betreut, das sich an die gleiche Zielgruppe richtet: Mütter, die sich selbstständig gemacht haben. „Bei einigen hat es im alten Unternehmen nicht mehr gepasst, andere testen in der Elternzeit, ob es klappt, sich selbstständig zu machen, weil sie Zeit haben, zu reflektieren“, sagt Gundel, die drei Kinder hat. Die promovierte Volkswirtin orientierte sich in der Elternzeit beruflich um und coacht jetzt berufsstätige Mütter.
Im Untergeschoss des Factory Campus findet das Treffen der „Gründer-Mütter“ heute als Bar Camp statt. Das heißt, als offener Workshop, dessen Inhalte von den Teilnehmerinnen selbst entwickelt und gestaltet werden. Eine Gruppe spricht über die beste Strategie, um sich online zu vermarkten und Kunden zu gewinnen. Die andere Gruppe tauscht sich darüber aus, wie man den Alltag mit Beruf und Familie effektiver strukturiert.
Sabine Keck sucht zum Beispiel Vertriebswege für ihre Mützen, die Kinder im Verkehr gut sichtbar machen. „Die Käppis, die in der Schule an die i-Dötzchen verteilt werden, werden meist nicht getragen, weil sie in der kalten Jahreszeit unpraktisch sind“, sagt Keck. In der Runde gibt es Ideen zur Vermarktung, der Ton ist immer respektvoll. Keine der Frauen runzelt genervt die Stirn, als eine andere Teilnehmerin berichtet, dass sie völlig frustriert ist, weil ihre Tochter den ganzen Januar über krank war – und sie nicht arbeiten konnte. Jetzt hat sie oft das Gefühl, sich zu verzetteln.
„Mütter trauen sich häufig nichts mehr zu“, sagt Stefanie Gundel. Es scheine manchmal so, ob sie mit der Geburt ihres Kindes alle anderen Fähigkeiten verloren hätten. „Hier können die Frauen sehen, dass andere auch Zweifel haben und sich getraut haben, etwas zu machen“, so Gundel. Wichtig sei, ins Tun zu kommen. Sie habe aber auch Verständnis dafür, dass es nicht jede alleine schafft. Sie selbst hat sich eine Erfolgsbuddy gesucht. Mit einer Freundin bespricht sie jeden Montag, was die Ziele für die Woche sind. Am Ende der Woche wird geschaut, was sie davon umgesetzt hat.
„Das Gefühl, eine Einzelkämpferin zu sein, kann ganz schön bedrückend sein“, sagt Stefanie Gundel. Die Treffen der „Gründer-Mütter“ sollen ein Wir-Gefühl vermitteln und zeigen, dass man nicht alleine ist. Daraus haben sich schon berufliche Kooperationen gebildet. „Eine Grafikerin und eine Fotografin haben sich mit einer Frau zusammengetan, die in Suchmaschinenoptimierung fit war, und haben ein Komplettpaket anbieten können“, so Gundel.
Der Weg als Selbstständige ist manchmal sicher beschwerlich. „Vielen Frauen ist die Flexibilität aber wichtiger als das feste Einkommen“, sagt Stefanie Gundel. Denn das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei für alle Mütter ein Thema. Als Selbstständige seien die Frauen ihr eigener Chef und dann treffen sie die Entscheidung, wann und wie viel sie arbeiten. Das Gefühl genießt auch Stefanie Gundel. Sie ist noch bis Ende März in Elternzeit, danach will sie selbstständig bleiben. „Ich habe mir etwas aufgebaut. Das will ich weiter vorantreiben.“
Das nächste Treffen findet am Donnerstag, 14. März, von 10 bis 12 Uhr im Factory Campus an der Erkrather Straße statt. Die Teilnahme kostet 18 Euro.