Porträt Düsseldorferin vermittelt marokkanische Kochkunst in Flehe

Düsseldorf · Halima Pflipsen hat Anfang dieses Jahres ihre marokkanische Kochschule eröffnet. Den Düsseldorfern will sie aber mehr als Rezepte mitgeben.

Halima Pflipsen in ihrer marokkanischen Kochschule in Flehe.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Umgeben von Orangenplantagen wuchs sie auf. In einem Dörfchen im Nordosten Marokkos. Im Bauernhaus ihrer Großeltern, in dem es immer laut zuging, weil dort Generationen zusammenkamen. Meist zum Essen. An der großen, schlichten Tafel fanden alle Platz – und aßen aus einem Topf. Diese Erinnerungen prägen Halima Pflipsen bis heute. Für die 38-Jährige sind das gemeinsame Kochen und Essen, die Gespräche bei Tisch, das selbstverständliche Teilen und die herzliche Gastfreundschaft Inbegriffe der arabischen Lebensart. In ihrer Kochschule „Taste Morocco“, die sie Anfang dieses Jahres in Flehe eröffnet hat, will sie dieses Gefühl weitergeben.

Mit 14 Jahren kam Halima Pflipsen nach Deutschland. Mit ihrer Mutter und ihrem Bruder wohnte sie zunächst in Lichtenbroich, später zog sie nach Flehe, nur wenige Meter entfernt von ihrer jetzigen Kochschule. Sie besuchte die Thomas-Edison-Realschule und lernte Deutsch. „Ich habe dort sehr viel Unterstützung erfahren“, erinnert sie sich. Für das Fachabitur wechselte sie auf das Büchner-Gymnasium, machte im Anschluss bei Henkel eine Ausbildung zur Industriekauffrau, sammelte Berufserfahrung in einem Chemiekonzern und studierte nebenher BWL.

Nach der Elternzeit reifte der Gedanke, etwas Neues zu machen

Auch im Privatleben tat sich einiges. Halima Pflipsen lernte ihren Mann kennen und bekam zwei Kinder. Ihre Tochter ist heute acht, ihr Sohn fast zehn. „Wenn man Kinder bekommt, verändert sich die Sichtweise auf gewisse Dinge. So habe ich mir nach der Elternzeit zurück am Arbeitsplatz die Frage gestellt, ob es wirklich das ist, was ich weiterhin machen will.“

Immer wieder hörte sie von Freunden und Bekannten Lob für ihre Kochkünste. „Kochen ist für mich Entspannung. Ich liebe es, zu kochen. Es ist für mich auch immer mit Erinnerungen verbunden“, sagt sie. Ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen, dafür fehlte ihr zunächst aber der Mut. „Ich hörte immer wieder, ich solle doch ein Restaurant aufmachen. Aber das wollte ich nicht“, sagt sie. Es sollte eine Kochschule sein. Sie wolle den Menschen mehr mitgeben als nur einen Teller gefüllt mit Essen. „Meine Vorstellung war immer: Ich möchte gemeinsam mit ihnen authentisch marokkanisch kochen, mit ihnen ins Gespräch kommen und ihnen eine Vorstellung davon geben, wie Marokko wirklich ist.“

Schließlich wurde Halima Pflipsen von einem Bekannten eingeladen, im Club Culinaire, dem Club kochender Männer in Unterbilk, eine Auswahl marokkanischer Gerichte zu kochen. Hähnchen-Tajine mit Oliven, eingelegter Zitrone und Artischocken, Lamm-Tajine mit Pflaumen und Mandeln oder M´hanncha mit selbstgemachtem Eis und Rosenblättern überzeugten die erfahrenen Hobbyköche sofort. „Sie waren begeistert von meinem Essen“, sagt sie und freut sich heute noch über das überschwängliche Urteil von damals. Für die 38-Jährige war nach diesem Abend die Entscheidung gefallen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.

Anfang des Jahres hat sie ihre Kochschule an der Fleher Straße 254 eröffnet. Der Raum in der ersten Etage des Altbaus vermittelt sofort arabisches Lebensgefühl und Wärme: Orientalische Lampen auf jeder Treppenstufe markieren den Weg zu offener Küche und hohen Regalen bestückt mit Feinkost, Ölen und Gewürzen sowie Gläsern, handbemalten Schalen und Schüsseln aus marokkanischen Manufakturen. Der Mittelpunkt des Raums ist aber der lange Holztisch, auf dem traditionelles Gebäck und marokkanischer Minztee mit viel Zucker neben den Orangen aus dem Heimatdörfchen Sidi Slimane bereitstehen. Ihre marokkanische Kochschule ist die erste und einzige in Deutschland, sagt Halima Pflipsen. „Es gibt natürlich marokkanische Kochkurse. Aber eine Kochschule, die sich ausschließlich auf Gerichte aus Marokko spezialisiert hat, gibt es noch nicht.“

Halima Pflipsen sieht sich als Düsseldorferin mit marokanischen Wurzeln. „Ich träume auf Deutsch, ich spreche fast nur noch Deutsch. Und ich freue mich nach jeder Reise, wenn ich den Rheinturm wiedersehe und denke mir, zu Hause ist es doch am schönsten. Ja, ich bin eindeutig Düsseldorferin“, sagt sie und lacht. Ihr kulinarisches Zuhause, das sei aber definitiv Marokko. Und Düsseldorfern dies näher zu bringen, sei ihr eine Herzensangelegenheit.

„Es geht dabei auch um Völkerverständigung“, sagt sie. „Als mir vor rund zwei Jahren die Idee mit der Kochschule kam, war das gerade eine sehr kritische Zeit. Marokko war bei vielen Deutschen negativ besetzt nach den Übergriffen in der Silvesternacht“, sagt sie. Sie wolle zeigen, dass Marokko ein faszinierend schönes Land sei, das sich durch Gastfreundschaft und Herzlichkeit auszeichnet. „Wenn Kunden mir nach dem Kochkurs schreiben, dass ihre nächste Reise nach Marokko gehen soll, dann freue ich mich sehr.“