Düsseldorwer spreche Platt
Seit 1969 setzen sich die Mundartfreunde für den Erhalt des Dialektes ein — bei kleinen und großen Düsseldorfern.
Düsseldorf. „Fröher, do sproche se all zehus, jede Dach bloß ons Platt. Späder, do soh et denn angers us, hee en ons schöne Stadt. Manche, demm wor dat nit fein jenoch, wat em de Jroß verzällt. Doch met de Ziet do es et sowiet, dat et em wedder jefällt!“ Die Düsseldorfer Mundart ist vom Aussterben bedroht. Darauf, dass es so kommt wie in Klemens Klöckners Gedicht, nämlich, dass sich eines Tages die Düsseldorfer wieder ihres Dialektes besinnen, hoffen die Mundartfreunde.
„Wenn es so weitergeht, spricht in Düsseldorf in 30 Jahren keiner mehr Platt“, sagt Stadtführer und Mundartfreund Axel Hübener. „In Köln wird viel mehr Wert auf die Mundart gelegt, da kann man sie in allen Gesellschaftsschichten noch hören.“ Ganz anders in Düsseldorf: Im Bewusstsein der Bürger sei die Mundart fälschlicherweise als Sprache der „einfachen Leute“ abgestempelt.
Seit 1969 kämpft der Brauchtumsverein an vorderster Front mit regelmäßigen Mundartveranstaltungen, Karnevalssitzungen und Stadtführungen op Platt, um das Kulturgut zu erhalten. Vierteljährlich erscheint die Vereinschronik „Mer sprechen Platt“ mit allen Neuigkeiten rund um die Mitglieder und das Vereinsleben.
Mit 60 Gründungsmitgliedern rund um den ersten Vorsitzenden Theo Lücker hat der Verein vor mehr als 40 Jahren angefangen. Mittlerweile sind es rund 720. Den Vorsitz hat heute Mario Tranti. „Es waren aber auch mal fast 1500 Mitglieder“, sagt Schlüter und betont die soziale Komponente: „Die meisten Mitglieder sind eher passiv. Doch zu unseren Veranstaltungen kommen immer ganz viele. Für manche ältere Mitglieder sind sie die Gelegenheit, mal raus zu kommen.“
Ein besonderer Meilenstein in der Geschichte der Mundartfreunde war die Gründung einer „Scholl för Düsseldorwer Platt“, der Hans-Müller-Schlösser-Akademie. Seit 1987 können Interessierte in den Kursen den Düsseldorfer Dialekt neu lernen und andere können auffrischen, was sie einst konnten. Im Januar beginnen wieder neue Kurse.
„Es wäre auch schön, wenn die Kinder schon in der Schule mehr damit in Berührung kommen würden. Doch es ist sehr schwer, Lehrer zu finden, die Mundart sprechen“, sagt Vereinsarchivar Gerd Schlüter. Und wieder wird der Vergleich zur Nachbarstadt herangezogen: „In Köln wird die Mundart von Generation zu Generation weitergegeben. Das ist hier nicht so einfach, weil es nicht so viele Familien gibt, die über mehrere Generationen Düsseldorfer sind.“ Düsseldorf hat erst 1882 die 100 000 Einwohner-Marke geknackt ist ist damit zur Großstadt geworden.