Duisburger Outlet öffnet zeitgleich mit dem Kö-Bogen

Nachbarstadt plant 140 Geschäfte mit Designerware zum Schnäppchen- Preis. Auswirkung auf Düsseldorf ist möglich.

Düsseldorf/Duisburg. Roger Sevenheck ist Geschäftsführender Gesellschafter der German Development Group. Die Firma sitzt an der Theodor-Heuss-Brücke an der Uerdinger Straße. In Duisburg plant er ein Millionending — und wenn er da mal hin muss, „bin ich in 20 Minuten da“. In drei Monaten geht’s noch schneller, denn dann ist, wie die WZ berichtete, die B8n fertig und es geht im Anschluss nahtlos über die A59 in die Nachbarstadt. „Das passt bestens“, freut sich der Niederländer.

Viele Düsseldorfer fahren die Strecke sicher selten — aber sie werden es ab Ende 2013 vielleicht öfter tun. Denn dann eröffnet — parallel zum Kö-Bogen mit 19 000 Quadratmetern Geschäftsfläche — auf der Nahtlinie der Stadtteile Hamborn und Marxloh ein Factory Outlet Center (FOC). 28 000 Quadratmeter Ladenfläche sind insgesamt geplant, in der ersten Ausbaustufe öffnen 100 Geschäfte, 40 folgen. Investition: 125 Millionen Euro. Jährlich kalkuliert man bis zu 2,7 Millionen Besucher.

Den Betrieb des Duisburger FOC übernimmt die britische Freeport Retail, in deren Outlets Firmen wie Armani, Nike, Tommy Hilfiger, Gucci, Tom Tailor, Wrangler, Escada und Prada ihre Waren feilbieten. Das Ganze um 30 bis 70 Prozent unter Normalpreis, es wird die Kollektion der letzten Saison und 1b-Ware angeboten.

Eine Gefahr für Düsseldorf? So weit gehen Experten nicht. „Eine solche Größenordnung ist ernst zu nehmen“, sagt Andreas Siebert vom Handelsspezialisten Kemper’s, der zu Jones Lang LaSalle gehört. Er glaubt aber, dass Menschen, die in Düsseldorf einkaufen, „die urbane Qualität sowie den besonderen Mieterbesatz schätzen“ und sich von der besonderen Mischung mit Schadowstraße, Kö und Altstadt angezogen fühlen.“

Siebert sieht eher Konkurrenz für das etablierte Outlet im niederländischen Roermond, das sonn- und feiertags von halb NRW überlaufen wird und von McArthur Glen gemanagt wird. „Genau die Kunden wollen wir haben“, bestätigt auch Sevenheck, der in seinem Shopping-Paradies keine Gefahr für die Duisburger Innenstadt sieht und für den Kö-Bogen schon gar nicht. Dort eröffnet zeitgleich der Textilspezialist Bräuniger auf 15 000 Quadratmetern, auch Apple plant einen großen Shop.

Beim Thema Konkurrenz hat die Duisburger Industrie- und Handelskammer (IHK) jedoch eine andere Position. Michael Rüscher, bis vor kurzem noch bei der IHK Düsseldorf aktiv und jetzt Geschäftsführer in der Nachbarstadt, sieht Geschäfte mit gleichen Markenprodukten durchaus bedroht und mahnt auch Düsseldorf ganz praktisch mit Blick aufs Kundenverhalten: „Wenn ich in 20 Minuten Entfernung von der gleichen Firma einen Anzug für die Hälfte haben kann, warum soll ich da nicht hinfahren?“

Die Duisburger kämpfen gegen Bevölkerungsschwund und den Verlust ihrer Kaufkraft — auch in Richtung Düsseldorf. Wird die Kaufkraft in der Stadt gebunden und keine weitere importiert, liegt der Wert der Zentralität bei 100. Duisburg hat einen Wert von 99,4, Düsseldorf 123,3.

Mit Forum und jüngst Königsgalerie hat sich Duisburg verbessert, zwei Möbelmärkte mit insgesamt 100 000 Quadratmetern sind zudem geplant. „Das ist alles Handelsfläche — und das gilt eigentlich auch für das Outlet“, sagt Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW. „Die Duisburger haben das Outlet ermöglicht, indem sie mit der Definition eines zentralen Versorgungsbereichs planungsrechtlich Fakten geschaffen haben.“