Elektromobilität in Düsseldorf Bürokratie trübt Vorfreude auf E-Auto

Vennhausen · Die Winkelmanns wollten sich einen Tesla kaufen. Doch weil die Bürokratie lahmt, ist seit zweieinhalb Jahren nichts passiert.

Für das Elektrofahrzeug wollte Gerd Winkelmann 2019 eine Ladestation aufstellen. Die Genehmigung der Stadt fehlt bis heute.

Foto: nika

Vor knapp zweieinhalb Jahren hatten sich Gerd Winkelmann und seine Frau Petra überlegt, sich ein neues Auto zuzulegen. Die beiden alten Fahrzeuge waren in die Jahre gekommen, zwei braucht das Paar aus Vennhausen ohnehin nicht mehr. Und um die persönliche Ökobilanz zu verbessern, entschieden die Winkelmanns, dass es ein Elektroauto werden sollte. Doch der Tesla – mit diesem Modell liebäugelten die Winkelmanns 2019 – steht bis heute nicht vor der Tür. Denn die Bürokratie hat einen langen Atem. Aber von vorn.

Gerd und Petra Winkelmann wohnen in der Siedlung Freiheit im Düsseldorfer Osten. Um das Auto, das sie kaufen wollen, aufladen zu können, müsste das Paar eine Ladestation im Vorgarten aufstellen und dazu einen Stellplatz auf ihrem Grundstück bauen. Das Problem: Für die Siedlung Freiheit gilt eine strenge Gestaltungssatzung.

Gerd Winkelmanns erste Anfrage bei der Bauaufsicht, die er im Juli des Jahres 2019 stellte, wurde nach knapp sechs Monaten Wartezeit abgelehnt. Unter anderem begründete die Stadt Düsseldorf ihre Entscheidung damals so: „In Einzelfällen können Stellplätze zugelassen werden. Vo­raussetzung für die Zulassung einer Ausnahme ist, dass nachbarliche Interessen nicht beeinträchtigt werden und aus Sicht öffentlicher Belange (Gestaltung, Umweltschutz, Sicherheit) keine Bedenken bestehen.“

Das konnten Petra und Gerd Winkelmann nicht nachvollziehen und kontaktierten Politik und Presse. Schließlich prüfte die Bauaufsicht das Anliegen noch einmal, lud dann im vergangenen Sommer zu einem Treffen ein, die Causa Winkelmann wurde zur Chef-Sache. Die Leiterin des Bauaufsichtsamts, Ulrike Lappeßen, empfing die Vennhauser höchstpersönlich, betonte in dem Gespräch, dass die Stadt E-Mobilität fördern will, „gleichzeitig wollen wir die Vorgärten schützen“. Sie machte schließlich den Vorschlag, den Stellplatz so klein wie möglich zu halten und bat die Winkelmanns, das Grün, das durch den Bau wegfallen würde, an einer anderen Stelle nachpflanzen. Außerdem gab es von der Leiterin der Bauaufsicht die Vorgabe, dass nur ein E-Auto auf dem Platz parken darf, „dafür müssen Sie eine Baulast unterschreiben“, sagte Lappeßen im August 2020.

Bezirksvertretung 8
muss dem Bau zustimmen

„Wir haben alle Anträge neu eingereicht, von einer Architektin einen Freiflächenplan erstellen lassen“, sagt Gerd Winkelmann, doch die Genehmigung für den Stellplatz mit Ladesäule hat er bis heute nicht. Der Vennhauser wundert sich doch sehr über die lange Wartezeit, „es zieht sich“. Der Antrag hätte längst der Bezirksvertretung 8 vorgelegt werden können, die dem Bau des Stellplatzes zustimmen muss. Der Antrag „wird in der nächsten Sitzung behandelt“, sagt ein Sprecher der Stadt. Sofern diese dem Vorhaben zustimme, stehe dem Bau des Parkplatzes samt Ladesäule nichts entgegen.

Die Winkelmanns – sollten sie denn grünes Licht von der Politik bekommen – werden mit ihrem Fall aber nicht den Weg ebnen für andere. „Grundsätzlich versucht die Landeshauptstadt Düsseldorf Elektroladestationen zu ermöglichen. In Gebieten, in denen die Satzungen oder Vorgaben von Bebauungsplänen die Errichtung einschränken, werden immer im jeweiligen Einzelfall die Argumente abgewogen“, sagt der Stadtsprecher. Das gelte auch für Denkmalbereiche oder das direkte Umfeld von Baudenkmälern. Beim Ehepaar Winkelmann seien keine denkmalpflegerischen Belange betroffen, „da die Siedlung Freiheit nicht unter Denkmalschutz steht“, so der Sprecher.

Am 17. Juni tagt die Bezirksvertretung 8 das nächste Mal, jetzt hofft Gerd Winkelmann, dass es dann endlich Klarheit gibt für sein Anliegen. Dass sich der Kauf eines E-Autos zweieinhalb Jahre ziehen wird, damit hatten Gerd und Petra Winkelmann wirklich nicht gerechnet. Zumindest ein Gutes hat das Ganze: Immer mehr Autohersteller haben in den vergangenen zwei Jahren neue E-Fahrzeuge auf den Markt gebracht. „Es muss gar nicht mehr ein Tesla sein“, sagt Gerd Winkelmann, der inzwischen auch schon Ausschau gehalten hat nach anderen Modellen.