Educon: Verfahren wegen Kindesmissbrauchs steht auf der Kippe
Die Hauptangeklagte ist angeblich nicht verhandlungsfähig. Beginn verschoben.
Düsseldorf. Mehr als fünf Jahre lang hatte die Staatsanwaltschaft ermittelt. Am Dienstag sollte der Prozess gegen fünf ehemalige Mitarbeiter der gemeinnützigen Educon GmBH beginnen. Ihnen wird vorgeworfen, behinderte Kinder und Jugendliche in zwei Wohngruppen misshandelt zu haben. Doch der Beginn des Verfahrens wurde gestern verschoben, weil gleich zwei Prozessbeteiligte erkrankt sind.
Ein Attest hat die Hauptangeklagte vorgelegt. Die 43-jährige frühere Gruppenleiterin ist angeblich nicht verhandlungsfähig. Das wird nun vom Gericht überprüft. Darum wurde der Beginn des Prozesses zunächst auf den 7. Juli verschoben. Wie Elisabeth Stöve, die Pressesprecherin des Landgerichtes, erklärte, ist außerdem ein Mitglied der Strafkammer erkrankt.
Sollte die 43-Jährige auf Dauer nicht verhandlungsfähig sein, könnte der Prozess sogar ganz platzen. Denn ohne die ehemalige Gruppenleiterin hat das Verfahren wenig Sinn. Angeklagt sind insgesamt elf Ex-Mitarbeiter der Educon, die zur Graf-Recke-Stiftung gehörte. Auf der Anklagebank sollten aber zunächst nur fünf Beschuldigte sitzen. Stöve: „Was mit den anderen Angeklagten geschieht, ist noch unklar.“
Zwischen 2006 und 2008 sollen Kinder mit geistiger und körperlicher Behinderung systematisch in zwei Wohngruppen misshandelt worden sein. Die neun bis 15 Jahre alten Schützlinge wurden im Rahme der umstrittenen Festhaltetherapie angeblich bis zur Erschöpfung gequält. Die Educon wurde inzwischen von der Stiftung aufgelöst.