Düsseldorf Public Viewing: „Einpacken ist keine Option“

Mieses Wetter, kaum Zuschauer: Auch beim zweiten Deutschlandspiel war nichts los, nur im Vip-Bereich gab’s Gedrängel.

An den Kasematten am Rhein war mehr los, richtig voll war es bei Deutschland-Polen aber auch dort nicht.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Wer auch immer Karin sein mag, nach der das Unwettertief am Donnerstagabend benannt war: Karin kann kein Fußballfan sein. Starkregen, Gewitter und heftige Windböen sorgten auch beim zweiten Public Viewing vor dem Rathaus, entlang der Kasematten und auf der Bolker Straße für einen Reinfall. Denn pünktlich zum Anpfiff des Spiels der deutschen Mannschaft gegen Polen begann es zu regnen und schon nach einer Viertelstunde flüchteten auch die Tapfersten unter Markisen, Zeltdächer und Mauervorsprünge.

Das schlechte Wetter am Donnerstagabend schreckte viele Fußball-Fans ab: Trister Blick aus der ersten Etage des Rathauses auf einen leeren Marktplatz.

Foto: Herbert Spies

Elke Fleschut aus Pempelfort fand mit ihrer Tochter Ines unweit des Jan-Wellem-Denkmals Schutz unter einem Pavillon, der eigentlich für die Security vorgesehen war. „Die Veranstalter können ja nicht den ganzen Platz überdachen“, sagte sie achselzuckend, während ihre Tochter mit schiefgelegtem Kopf versuchte, aus dem Unterschlupf heraus etwas vom Spiel zu sehen.

Organisator Dennis Kessmeyer sprach von insgesamt 1300 Besuchern, tatsächlich verloren sich jedoch nicht mehr als rund 400 Fußballfans auf dem Marktplatz und im Vip-Bereich. Und dort, im ersten Stock des Rathauses, wo der Eintritt 99 Euro kostet, wollte trotz Dach über dem Kopf auch keine rechte Stimmung aufkommen. „Wir haben uns mehr versprochen“, sagte Thomas Flintrop aus Krefeld, „es gibt hier viel zu wenig Fenster und sogar jeder Stehtisch ist reserviert. Da hätten wir auch in eine Kneipe gehen können.“

Sein Kollege Michael Busch besorgte kurzerhand zwei leere Bierkästen, auf denen die beiden aus der fünften Reihe über die anderen hinweg aus dem Fenster das Spiel auf der Leinwand verfolgten. Hans-Jörg Hamers und Bernd Mühlenbruch aus Dülken zählten mehr als zwanzig Personen pro Fenster. Ihren Plan, deshalb während des Spiels auf den Marktplatz zu gehen, durchkreuzte das Unwetter. Veranstalter Kessmeyer kündigte an, trotz der Wetter-Misere wie geplant jedes Spiel der deutschen Mannschaft auf der Großleinwand zeigen zu wollen. „Einpacken ist für uns keine Option“, sagte er am Freitag.

Die Weisse Flotte hatte sich dagegen mit einem Blick zum Himmel von ihrer sehr speziellen Public Viewing-Variante von Schiff zu Schiff verabschiedet. „Das Wetter ist so instabil, das bringt nichts. Deshalb ist das zweite Boot gar nicht da“, erklärte Simone Küffner von der Geschäftsführung. So ankerte nur die MS Düsseldorf mit der großen LED-Bildwand an der Backbordseite vor den Kasematten. Wer dort einen Sitzplatz unter den Markisen hatte, wurde zwar nicht unbedingt nass, aber das Gewitter störte trotzdem. „In der ersten Halbzeit gab es eine Signalstörung, alle LED-Wände in den Lokalen fielen aus“, berichtete Peter Piskon vom Frankenheim Bistro. „Obwohl wir eine Satelliten-Schüssel wie ein Kreuzfahrtschiff haben, fiel zuletzt auch bei uns das Bild aus. Nur der Ton ging noch“, sagte Küffner.

Auch auf der Bolker Straße litt die EM-Stimmung. Natalie Piller und Thilo Fischer aus Bilk saßen im Trockenen vor dem Louisiana. „Hier ist es wenigstens gemütlich, denn hier gibt es Wärmestrahler“, sagte Natalie Piller.

“ Am Dienstag, 21. Juni, spielt Deutschland gegen Nordirland. Anstoß ist schon um 18 Uhr.