Ehedrama: Tochter sagt aus
Vater (71) sei mit der Pflege seiner Frau überfordert gewesen, wollte sie aber bei sich haben.
Düsseldorf. Es war eine schleichende Entwicklung, über Jahre verlor Ursula H. immer mehr die Kontrolle über ihren Körper. Zuletzt konnte sie sich nicht mehr selbst anziehen, nicht einmal mehr den eigenen Namen sagen. Bis Ludwig H. (71), der sie jahrelang gepflegt hatte, nicht mehr weiter wusste und seine Ehefrau mit einem Würgegriff umbrachte, den er bei den DDR-Grenztruppen gelernt hatte. Montag schilderte die Tochter des Paares die letzten Monate vor der Tat.
Der Gesundheitszustand der 65-Jährigen habe sich immer weiter verschlechtert. Die Bürokauffrau machte sich große Sorgen um ihren Vater: „In den letzten sechs Monaten habe ich gesehen, dass er immer weniger wird.“ Problematisch sei gewesen, dass ihre Mutter regelmäßig bis nachmittags geschlafen habe und dann nachts aktiv war. Da habe auch die Unterstützung im Haushalt wenig geholfen. Der Rentner H. sei damit völlig überfordert gewesen, er habe kaum noch schlafen können.
Mehrfach habe die 44-Jährige angeregt, ob es nicht sinnvoller sei, die Frau in einem Pflegeheim unterzubringen. Das wollte die 65-Jährige aber auf keinen Fall, und darum lehnte auch Ludwig H. das ab: „Ich kann sie nicht alleine lassen.“
Einige Tage hatte Ursula H. in einem Krankenhaus verbracht, als ihr Ehemann Urlaub in Norwegen machte. In der Zeit hat sie nichts gegessen und getrunken. Erst als Ludwig H. sie wieder mit nach Hause nahm, normalisierte sich ihr Zustand. „Sie wollte doch abends ihr Bier trinken“, hatte der 71-Jährige erklärt, der seine Frau bis zuletzt über alles geliebt hatte.
Am Donnerstag wird der Prozess mit den Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung fortgesetzt.