Ein Hund für ein paar Stunden
Der Arbeiter-Samariter- Bund sucht Halter, die mit ihren Hunden Alten und Kranken eine Freude machen möchten.
Düsseldorf. Er kann einfach nicht genug bekommen. Dorian scheint nur zu einem Zweck auf dieser Welt zu sein: Gestreichelt werden. Der zweijährige Elo-Rüde wechselt mehrfach den Streichelpartner, gewinnt ihm ein Lächeln ab, wenn die Hand sich in das voluminöse Hundefell gräbt, und fordert mit einem herzzerreißenden Dackelblick und zarten Nasenstübern mehr, wenn die Menschenhände erste Ermüdungserscheinungen zeigen.
Allein das Auftreten des kniehohen Fellknäuels, das stolz seine „Uniform“ mit der Aufschrift ASB-Besuchshund trägt, hätte genügt, um das neueste Projekt des Düsseldorfer Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) zu erklären. Doch das übernimmt schließlich ein weniger haariger Zweibeiner. Lutz Grundmann, Koordinator der Freiwilligenarbeit beim ASB, sagt: „Wir hatten schon seit zwei oder drei Jahren die Idee, einen Hundebesuchsdienst für alte, kranke oder einsame Menschen und Kinder zu organisieren. Den endgültigen Anstoß gab aber Frau Buchholz.“
Frau Buchholz heißt mit Vornamen Hannelore und ist das Frauchen von Dorian. Die Rechtsanwältin züchtet in ihrer Freizeit Hunde und hatte über eine Freundin von einem Hundebesuchsdienst des ASB in Siegen erfahren — sie machte mit. Die Neusserin schildert ihr Schlüsselerlebnis: „Dorian sprang in einem Heim einer 99-Jährigen auf den Schoß und die Frau fing von Herzen an zu lachen. Da sagte mir eine Pflegerin, dass sie die Dame noch nie so glücklich gesehen habe.“ Buchholz war von dem Gedanken begeistert, mit Hilfe ihres Hundes anderen Menschen ein Stück Lebensfreude geben zu können. Jetzt sucht sie zusammen mit Grundmann Kollegen für Dorian, deren Halter sich ehrenamtlich engagieren möchten.
„Die Hunde durchbrechen bei ihren Besuchen soziale Barrieren“, sagt Grundmann. Alte Menschen, die sonst kaum mit ihrer Umwelt kommunizieren, lachen oder erzählen Geschichten von eigenen Haustieren, die sie einmal hatten. Kinder, die keine eigenen Tiere haben, können durch Besuchshunde den richtigen Umgang mit ihnen lernen.
Da nicht alle Hunde so streichelsüchtig und stressresistent sind wie Dorian, sollen die Halter und Hunde speziell geschult werden. Das Angebot des ASB reicht von Kursen für Erste Hilfe an Hund und Mensch über Hygienetipps bis zum Verhaltenstest. Im Herbst sollen die Besuchshunde-Teams dann losziehen in Altenheime, Kitas oder zu Senioren nach Hause. Grundmann und Buchholz sind sich sicher: Dann bekommt auch Dorian eine befriedigende Portion Streicheleinheiten.