Düsseldorf Ein Stück Privatheit bei der Arbeit

Die Kaffeetasse ist für viele Menschen mehr als ein Trinkgefäß. Ihre Bedeutung im Büro ist sogar wissenschaftlich erforscht.

Foto: David Young

Düsseldorf. „Wo ist meine Kaffeetasse?“ Diese Frage hat wahrscheinlich jeder, der mit Kollegen zusammenarbeitet, schon einmal gehört. Die Tasse ist in Büro und Co. oft mehr als ein Trinkgefäß. Sie bedeutet „ein Stück Privatheit am Arbeitsplatz“. Das hat der Kulturwissenschaftler Matthias Henkel in seiner wissenschaftlichen Studie über die „Trinkkultur am Arbeitsplatz“ bereits 1997 festgestellt. In einer Umfrage hat er herausgefunden, dass 70 Prozent der Angestellten eine persönliche Tasse haben. Je älter der Arbeitnehmer, desto häufiger geht der Trend zur eigenen Tasse. Frauen liegen mit 73 Prozent der Befragten leicht vor den Männern mit 69 Prozent.

Auf dem Becher kann man die Erinnerung an eine schöne Reise bei sich haben oder Komplimente wie „Beste Kollegin der Welt“ präsentieren. Man kann seinen Art von Humor mit lustigen Sprüchen à la „Kein Kaffee ist auch keine Lösung“ oder auch „Ich Chef — Ihr nix“ unter Beweis stellen. Man kann sein Sternzeichen oder den Lieblings-Fußballverein kundtun. Für viele ist die eigene Tasse ein „stiller Protest gegen die Uniformität moderner Büroausstattungen“ so der Forscher.

Espresso, Cappuccino, Café Crème, Milchkaffee und noch viel mehr — für jede Kaffeekreation gibt es das passende Gefäß. Besonders für Espresso-Liebhaber kann die Form durchaus entscheidend sein. Denn mit der richtigen Tasse lässt sich der Schaum, die Crema, am besten herstellen und bewahren. Nicht zu breit darf die Öffnung nach oben sein, da sonst die Crema zerfließt. So erfreut sich die konisch nach unten laufende Tulpenform großer Beliebtheit. In Mode ist dazu auch die Flötenform gekommen, die einen noch engeren Durchmesser aufweist und darum höher ist die Tulpenform.

Die Crema gelingt so leicht und die Temperatur des Kaffees hält sich am besten. Eine Wölbung des Tassenbodens nach oben soll auch das Zerfließen verhindern. Für Experten müssen die Espressotassen dickwandig sein, damit sie die Wärme gut speichern — da ist natürlich zunächst das Vorwärmen der Tasse gefragt. Dafür haben viele Maschinen und Vollautomaten eine spezielle Tassenablage.

Übrigens kann tatsächlich auch die Farbe der Tasse Einfluss auf den Geschmack haben. Zumindest haben Wissenschaftler der Universitäten Valencia und Oxford herausgefunden, dass den Testpersonen ihre Schokolade in einer orangefarbenen und beigen Tasse besser schmeckte als das gleiche Getränk in einer anders kolorierten Tasse. Der Kakao in einer weißen Tasse schnitt am schlechtesten ab. Den Inhalt der roten Tassen hielten die Tester für süßer. Eine Untersuchung mit Kaffee würde sicher auch interessante Ergebnisse liefern. . .