Historie Eine Kindheit mit Maggi und Mettigeln

Wie war das vor 60 Jahren? Der Düsseldorfer Thomas Bernhardt hat ein Buch über die Generation 1955 geschrieben.

Der damals neue Tausendfüßler.

Düsseldorf. Thomas Bernhardts Kindheit schmeckt nach Kakao aus echtem Kakaopulver und Zucker, nach Maggi und Mettigeln mit Silberzwiebeln. Sie schmeckt nach Ahoj-Brause, weil „Coca-Cola noch zu teuer und fremd war“, und Eingemachtem. Thomas Bernhardt gehört zur Generation 55, die nach dem Zweiten Weltkrieg „pausbäckig lachend und schreiend“ ihre Schutzbefohlenen erfreute, wie er es selber ausdrückt. Über diese Generation und die „Dinge, die einen so prägen“, hat Thomas Bernhardt nun ein Buch geschrieben. „Geboren 55 — Hol dir das Gefühl zurück“, lautet der Titel.

Thomas Bernhardt an der Heine-Büste.

Das Buch, für das Bernhardt auch in eigenen Erinnerungen und Fotoalben kramte, beginnt in der Mitte der 50er Jahre und endet Mitte der 70er. Darin beleuchtet Bernhardt zum Beispiel den Familienalltag, bei dem es selbstverständlich war, dass die Kinder im Haushalt mithalfen, und in dem auch mal der Teppichklopfer als Erziehungsinstrument zum Einsatz kam.

Das Cover der Multimedia-Ausgabe mit zusätzlichen Infos.

Bernhardt erinnert an die Schulzeit der 55er, in der der Nachwuchs noch in Zweierreihe auf dem Hof antreten musste, und an die Spiele seiner Kindheit. „Alles war uns plötzlich egal, wenn jemand uns zum Straßenfußball abholte “, schreibt er da. Wenn es regnete, wurde Mensch-Ärgere-Dich-Nicht gespielt und in den Bücherregalen fanden sich Prinz-Eisenherz und „Regalmeter von Karl-May-Bänden“.

In späten Kapiteln nimmt der Autor dann die 60er Jahre in den Blick, als die „Pubertät bei uns mächtig loslegte“, es mit den Eltern Zank um die Klamotten gab, wer etwas auf sich hielt, einen Parka trug und der ein oder andere Teenager bei Demos munter mitmarschierte. Das Buch endet zu dem Zeitpunkt, als die Generation 55 zu Hause aus- und in die erste eigene Wohnung oder WG zieht. „Jetzt waren wir angekommen“, lautet Bernhardts letzter Satz auf dem Papier.

Bernhardt hätte noch viel mehr schreiben können, als die 63 Seiten, die es am Ende geworden sind, sagt er. Denn der Autor schildert nicht nur die begrenzte Welt der aufwachsenden 55er. Er wirft auch einen Blick aufs große Ganze, berichtet in extra gekennzeichneten Einschüben von der Kuba-Krise oder Twiggy und der Minimode. „Damals ist viel geschehen. Die 55er sind eine Generation, die mit wenigen Mitteln sehr viel geschafft hat“, findet Bernhardt im Rückblick.

Allerdings ist das Buch mit der letzten Seite noch längst nicht zu Ende. Auf den einzelnen Seiten befinden sich QR-Codes. Die Leser können die Codes mit seinem Smartphone oder dem Tablet einscannen, um zusätzliche Informationen zu erhalten, sich Filmclips oder Fotografien aus der damaligen Zeit anzuschauen oder Musik zu hören. Wer will, kann auch direkt auf die Homepage klicken.