Maruo legt auf: Zu Underground-Sound in den Mai tanzen
Frisör Bernd Maruo versteht sich als Record Changer. Im FFT bietet der DJ mit Sohn Max Tanzmusik — und keine Hits.
Düsseldorf. Donna Summer oder Pointer Sisters kommen Bernd Maruo nicht auf den Plattenteller. Keine Hits — darauf können sich die Partygäste einstellen, wenn sie zur Musik der beiden DJs Max und Bernd Maruo in den FFT Kammerspielen am Donnerstag ab 22 Uhr in den Mai tanzen wollen. Disco, Funk und House finden sich im Plattencase von Vater und Sohn — fast ausschließlich auf Vinyl versteht sich.
Seit Tagen wählen die beiden aus, welche Scheiben sie aus ihrer mehrere Tausend Exemplare umfassenden Sammlung an diesem Abend auflegen werden. Beim Sohn geht es eher in Richtung House, beim Vater fällt die Wahl auf Modern Soul und Disco der 1980er Jahre. 250 bis 300 Platten schaffen es in die endgültige Auswahl. „So ein Abend beginnt ja Wochen vorher“, beschreibt Bernd Maruao die Vorbereitung. Er selbst legt schon auf, seitdem er Jugendlicher ist.
Illusion nennen die beiden ihre neue Reihe, mit der sie an eine alte Tradition anknüpfen wollen: In seinem Frisörladen an der Steinstraße und später in den Kammerspielen an der Jahnstraße hat Bernd Maruo legendäre Tanzpartys veranstaltet. Bis das Ordnungsamt aufs Parkett trat. Inzwischen schneidet, färbt und föhnt der großgewachsene Mann mit norddeutschen Wurzeln an der Stresemannstraße in einem stilvollen Souterrain-Salon, in dem er zudem immer wieder Kunst ausstellt.
20 Jahre schon sichert sein Handwerk das inzwischen immer kostspieligere Hobby des Plattensammelns. Vor 20 Jahren kam Sohn Max auf die Welt, der bereits als Baby im Tuch vor Papas Bauch montags durch die Musikläden geschleppt wurde. „Jetzt juckt es mich wieder. Und zum Jubiläum schenke ich Freunden, Kunden und Gästen die Party. Der Eintritt ist frei“, erklärt Maruo. In den Kammerspielen sollen dann jährlich zwei bis drei dieser Veranstaltungen steigen.
„Künstlerisch haben wir dabei völlig freie Wahl. Das ist toll“, erklärt Bernd Maruo. Am Plattenteller wechseln sich die beiden DJs ab. Wobei sich der Vater als Record Changer betitelt, der ein Stück nach dem anderen spielt. Max Maruo experimentiert eher, beim Beatmatching lässt er die Sounds ineinander übergehen. Ob es den Gästen gefällt, spielt natürlich eine große Rolle. „Das ist ja eine Tanzveranstaltung und damit auch spannender für uns, als in einem Club aufzulegen.“ Aber eines ist auch klar. „Wir werden straight unsere Musik spielen.“
Düsseldorf. Und wenn schon musikalische Schublade, dann macht Maruo Senior eine ziemlich große auf: Sein Herz hänge an afroamerikanischer Musik, am Soul der 1960er Jahre, aber auch Elektronisches sei dabei. Underground-Sound aus Brooklyn und der Bronx. Der Vorteil beim Plattenauflegen: „Ich kann nur das spielen, was ich auch dabei habe.“ Das irritiert den einen oder anderen schon mal, ist man doch inzwischen den Anblick von DJs hinter ihren Laptops gewöhnt.
Ganz so puristisch ist der Sohn nicht unterwegs. „Ich kann mir manche Stücke, die ich unbedingt haben möchte, gar nicht auf Vinyl leisten.“ Der junge Mann erinnert sich, dass er früher zu Hause geklagt hat: „Papa, deine Musik ist zu laut.“ Doch die Beschallung hat seine Wirkung gezeigt, und die beiden sprechen heute mit großem Respekt vom musikalischen Gespür des jeweils anderen. Der Sohn über den Vater: „Bei ihm ist kein Stück ein Füller.“ Der Vater über den Sohn: „Er ist unheimlich drin im Beat.“ Und auch übers Haareschneiden hat Max nachgedacht: „Musik soll mein Hobby bleiben. Warum nicht auch was Handwerkliches?“