Eine Prinzessin auf Stippvisite
Die dänische Kronprinzessin Mary hat sich am Montag durch den Landtag führen lassen.
Düsseldorf. Auf dem Dach des dem Landtag gegenüberliegenden Parkhauses haben scheinbar schon die Abbrucharbeiten begonnen. Presslufthämmer donnern schießschartengroße Löcher ins Mauerwerk, auf dem Dach sind schemenhafte Silhouetten auszumachen.
Nicht mehr lange. Rund ums Parlament gilt höchste Sicherheitsstufe. Erwartet werden gleich zwei Königliche Hoheiten: Kronprinzessin Mary von Dänemark und Prinzessin Benedikte zu Dänemark.
Es ist Mittagszeit. In der Lobby des Landtags, der an diesem Tag der Stadt die rote Teppich-Zunge rausstreckt, herrscht reges Treiben. Eine Schulklasse formiert sich zum Marsch in den Plenarsaal. Junge Frauen suchen einen Platz in der ersten Reihe. Eine zupft seufzend an ihrer Bluse: „Die Einzige, die heute gut aussehen muss, ist die Prinzessin.“ Eine andere fragt: „Warum haben wir eigentlich keine dänischen Fähnchen?“
Doch NRW zeigt nur ganz dezent Flagge. So gut wie kein Volk hinterm Absperrband, gerade mal 20 Medienvertreter. Über den hochherrschaftlichen Empfang informierte auch nur das Intranet. Auf der offiziellen Tagesordnung war lediglich von einem Schloss Kellenberg in Jülich die Rede, über dessen „Augenscheinnahme“ der Parlamentarische Untersuchungsausschuss am Nachmittag in nichtöffentlicher Sitzung diskutieren wollte.
„Ich wusste noch nicht mal, wo die herkommt“, gesteht eine anderen junge Dame aus der Runde. Die kennen natürlich die „Stilikone aus Down Under“, die „tasmanische Fashion Queen“, die beliebte Prinzessin gilt zu Hause sogar als heimliche Königin ihres Landes. Die Australierin mit schottischen Wurzeln wurde 1972 als Mary Elizabeth Donaldsen geboren.
Ihre (Liebes-)Geschichte ähnelt der von Schwedens Königin Silvia: 2001 lernt Mary während der Olympischen Spiele in der „Slip Inn Bar“ in Sydney einen jungen Mann kennen, der sich als „Fred aus Dänemark“ vorstellt. 2004 heiratet sie ihren Märchenprinzen Kronprinz Frederik von Dänemark. Die beiden haben inzwischen vier Kinder.
Mary ist schlank und schön wie ein Model und eine perfekte Erscheinung. Die Modestadt Düsseldorf besucht sie in einem blau-weißen Kostüm im Chanel-Stil mit kurzer Jacke und knieumspielenden Rock, dazu schlichte weiße High Heels mit passender Prada Tasche, Make-up und Schmuck sind dezent.
Landtagspräsidentin Carina Gödecke empfängt die Prinzessin und die flotte dänische Ministerin für Unternehmen und Wachstum Annette Vilhelmsen, zeigt zuerst den unter grauem Himmel angeschwollenen Rheinstrom und anschließend den Plenarsaal, deren Barrierefreiheit Dänemarks Kronprinzessin überrascht.
Anschließend wünscht sie noch, einige Kunstwerke zu sehen. Am meisten beeindruckt sie die Nagelkunst von Günther Uecker und Gotthard Graubners Farbkissen im „Raum der Stille“, der Abstecher dort hinein war eigentlich gar nicht vorgesehen. Als Gastgeschenke gab es Glaskunst und Teddybären für die Kinder zu Hause.
Dass Prinzessin Benedikte zu Dänemark nicht wie angekündigt dabei war, fiel weiter gar nicht auf. Dabei hätte die es gar nicht so weit gehabt. Die jüngere Schwester der Königin Margarethe II. von Dänemark lebt in Nordrhein-Westfalen in Bad Berleburg. Mit Mary wollte sich Benedikte gestern Nachmittag dann in Aachen treffen, beim Reitturnier CHIO. Beide Prinzessinnen begeistern sich für den Pferdesport, und Dänemark ist in diesem Jahr Partnerland des Turniers.
„Vielen Dank, grüßen Sie Dänemark“, verabschiedete die Landtagspräsidentin und SPD-Politikerin ihren hohen Besuch. „Sie hat versprochen wiederzukommen“, freut sie sich anschließend. Nein, sie selbst wollte nie Prinzessin sein, hatte sie der WZ im Vorfeld des Empfangs verraten. „Es war ein gelungener Besuch, wichtige und deshalb lange dreißig Minuten.“