Einmal als Prinzgardist beim Zoch
Einmal beim Zoch mitzufahren, ist ein unvergesslicher Eindruck. Unser Reporter hat es erlebt.
Düsseldorf. Eigentlich klingelt der Wecker erst um 8.30 Uhr, doch schon eine Stunde vorher bin ich wach und kann nicht mehr schlafen. Heute ist der große Tag, ich darf auf dem Wagen der Prinzengarde Rot-Weiss beim Rosenmontagszug mitfahren. Das erste Mal, dass ich nicht am Straßenrand stehe, sondern die Süßigkeiten in die Menge werfe.
Um 10 Uhr trifft sich die Garde zum Frühstück im Füchschen — und ich werde wie ein Prinzgardist eingekleidet. Deren Sprecher Ralf Bieder erklärt mir erst einmal, wie der Tag ablaufen wird: „Du stehst auf dem Mittelschiff, kannst also nach links und nach rechts werfen. Aber sei vorsichtig. Alle, die zum ersten Mal dabei sind, werfen am Anfang so viel, dass sie am Schluss nichts mehr haben.“ Na ja, die Prinzengarde hat sechs Tonnen Wurfmaterial dabei, das wird doch wohl bis zum Ende reichen, denke ich so bei mir. Nicht ahnend, dass Ralf völlig recht behalten wird, wie ich Stunden später erfahren muss.
Bagagewagen, Prunkwagen, Gesellschaftswagen, Kinderwagen, zwei Musikgruppen, Kanone und die Clowngruppe: auf 660 Metern verteilen sich mehr als 300 Jecken der Prinzengarde. Bei der Aufstellung auf der Cecilienallee steigt bei mir die Aufregung. Vorn startet der Zoch, doch bis wir loslaufen, dauert es noch eine Stunde. Peter König, Chef der Brauerei Füchschen und Ehrensenator, spielt den Einheizer auf dem Wagen.
Marie ist die gute Seele. Sie versorgt alle Mitfahrer mit Wurfmaterial und Getränken. Und die Verpflegung ist perfekt: Schnitzel, Frikadellen und jede Menge Getränke sind mit an Bord und wenn ich etwas benötige, dann brauche ich bloß nach Marie zu rufen und schon ist das Gewünschte am Platz.
Endlich setzen auch wir uns in Bewegung, ich kann es kaum noch erwarten. Schon am Start ist die Stimmung gigantisch. Das traumhafte Wetter hat wohl alle Jecken dieser Welt an den Wegesrand gelockt und der Anblick von hier oben ist einfach gigantisch. Alle rufen einem zu und man fühlt sich wie ein kleiner Popstar.
Gefühlte tausend Mal habe ich schon Helau gerufen, als der Zoch an der Rathaustribüne vorbeizieht. Sebastian Bonekamp von der Prinzengarde gibt mir letze Anweisungen: „Wenn wir an den Kameras vom WDR vorbeiziehen, dann hau die Schokoriegel mit beiden Händen raus.“ Das mache ich auch — und muss auch schon wieder nach Marie rufen, die meine Kiste sofort auffüllt. Übrigens: In engen Kurven dürfen wir nichts werfen, erklärt Peter König: „Das ist zu gefährlich, weil sich die kleinen Kinder nach den Bonbons bücken und wir das nicht sehen.“
Schon am Ende der Kö rächt sich dann mein Einsatz beim Kamellewerfen: „Es wird langsam eng“, sagt Ralf — und ich muss mich nun zurückhalten. Das klappt auch, bis ich schließlich vom Wagen steige. Aber ich werde diesen Tag nie vergessen, denn beim Zoch mitzufahren, das ist ein unvergessliches Erlebnis.