Spektakuläre Videoshow zur EM in Düsseldorf Wie die Fassade des Schauspielhauses zur Leinwand wird

Düsseldorf · Während der Fußball-Europameisterschaft wird die geschwungene Fassade mit dem Projekt „D-Play“ in Szene gesetzt. Nach den Spielen sind dann Videos zu sehen, außerdem gibt es darauf abgestimmte Musik.

„Als Düsseldorfer begleitet mich die Architektur des Schauspielhauses schon mein Leben lang“, sagt Regisseur Wolfram Lenssen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Bis zu drei Kilometer in den Nachthimmel reichen die LED-Strahler, die aktuell vor dem Schauspielhaus aufgebaut sind – zumindest theoretisch. Ausgerichtet sind sie während der Fußball-Europameisterschaft auf die Fassade des markanten Gebäudes. „Trotzdem rufen wir jedes Mal die Flugsicherung an, bevor wir die Aufführung starten“, sagt Wolfram Lenssen über die enorme Reichweite des Lichts. Er ist Regisseur und verantwortet das Projekt „D-Play“. Bereits seit dem Beginn der EM ist in ausgewählten Abendstunden vom Gustaf-Gründgens-Platz aus eine spektakuläre Show zu sehen.

In der Dunkelheit hebt sich dann das illuminierte Schauspielhaus hervor. Verschiedene Formen und Farben bewegen sich über die Fassade, teils werden Schriftzüge oder städtische Wahrzeichen projiziert. Der Musiker Mr. Shirazy gibt dann eine Live-Performance, seine Beats dringen durch die Nacht. Im dazu passenden Rhythmus werden die Videos auf der Fassade abgemischt. „Neulich waren 400 Leute in der Fan-Zone vor dem Schauspielhaus und haben getanzt“, sagt Lenssen.

Beim Projektionsmapping werden die Oberflächen passgenau beleuchtet.

Foto: Marie Bockholt

Unter dem Motto „A Skyful of Light“ steht dieses Kulturprogramm zur Euro 2024. „Ich möchte zeigen, dass Fußball und Kultur keine Gegensätze sind“, sagt Lenssen. Zwar sei er selbst kein großer Anhänger eines Teams. „Aber mit Emotionen umzugehen, das gehört zu meinem Job“, so der 66-Jährige. Er ist in Grafenberg aufgewachsen. Später studierte er in Berlin Theaterwissenschaften, Philosophie und Psychologie und danach in Wien Regie. Mittlerweile lebt er in Wetter an der Ruhr.

Lenssen bespielte unter anderem schon das Brandenburger Tor und das Schloss Dyck. 3D-Video-Mapping heißt die Technik, bei der angepasste Bildinhalte auf ein Gebäude projiziert werden. Beim Düsseldorfer Schauspielhaus stelle die geschwungene Fassade die größte Herausforderung dar, so der Regisseur. Hochleistungsrechner sorgen dafür, dass das Bild nicht verzerrt wiedergegeben wird. Insgesamt sind 25 Projektoren aufgestellt, teils auf dem Balkon des Kö-Bogens II.

Partnerstadt Palermo erwächst scheinbar aus Schauspielhaus

„Als Düsseldorfer begleitet mich die Architektur des Schauspielhauses schon mein Leben lang“, sagt Lenssen. So suchte er schon lange vor dem EM-Start Kontakt zu Düsseldorfs Euro-Projektleiter Thomas Neuhäuser und den Verantwortlichen des Schauspielhauses, um das Projekt umzusetzen. „Ich bin kein großer Showmacher“, so der Regisseur. Das „Storytelling“, also die Geschichte, stehe bei seiner Kunst im Vordergrund. In einer Szene ist beispielsweise zu sehen, wie Düsseldorfs Partnerstadt Palermo scheinbar aus dem Schauspielhaus erwächst. Dazu sind knirschende Geräusche zu hören, als würden Häuser aus dem Felsen entstehen.

Ein wichtiger Aspekt sei für ihn die Partizipation gewesen, erklärt Lenssen. An den Aufführungen sind deshalb viele Düsseldorfer Künstler beteiligt. „Einige sind ganz aus dem Häuschen, weil sie ihre Werke noch nie so groß gesehen haben“, sagt Lenssen. Die Show beginnt jeweils nach der Übertragung der EM-Spiele in der Fan-Zone am Schauspielhaus.