Erdogan-Besuch: Vorkehrungen wie bei Merkel und Clinton

Ein großes Polizeiaufgebot sicherte den Auftritt von Ministerpräsident Erdogan am Sonntag. Mit Erfolg, denn alles blieb friedlich.

Düsseldorf. Den Sonntag werden viele Rather lange in Erinnerung behalten. 10 000 Türken bejubeln ihren Ministerpräsidenten, während die Polizei mit einem Großaufgebot gleich drei Gegendemonstrationen fernhalten muss.

„Wir sind mit mehreren Hundertschaften im Einsatz. Seit zehn Tagen wissen wir, dass es ein Einsatz in dieser Größe wird und genauso lange haben auch unsere Planungen gedauert“, sagt Polizeisprecher Jochen Schütte.

Rund 80 Demonstranten der rechtslastigen Pro NRW Bewegung protestieren im Niemandsland der Rather Industriebrachen, während gleichzeitig 650 Kurden vom S-Bahnhof durch das Viertel ziehen und eine Gruppe Assyrer für die Rechte der Christen in der Türkei demonstriert. Die aufwändige Planung ist voll aufgegangen, bis zum Ende der Veranstaltungen bleibt alles friedlich.

Vor dem Dome stehen tausende Besucher und warten auf Ministerpräsident Erdogan. Von Vorfreude ist nicht viel zu spüren, die Stimmung ist so durchwachsen wie das Wetter. Viele der Besucher sind auf gut Glück ohne Eintrittskarte angereist. Jetzt erfahren sie, dass ihre Strapazen womöglich umsonst waren.

„Am Freitag hieß es noch, es würde genügend Karten vor Ort geben, jetzt sitzen die Leute, die dafür verantwortlich sind, drinnen beim Tee und wir anderen kommen nicht rein“, ärgert sich ein Besucher.

„Das ist wirklich traurig“, sagt ein türkischstämmiger Security-Mann mit Megafon, „die Leute kommen teilweise aus Hamburg und München und ausgerechnet ich darf ihnen jetzt sagen, dass sie wieder nach Hause fahren sollen“, hadert der Mann mit seinem Schicksal.

Mehr Glück haben Yavuz Kahraman und Metin Kaymaz aus Ratingen, sie konnten sich ihre Karten im Vorfeld sichern. „Der Besuch Erdogans ist wichtig für uns“, sagt Yavuz Kahraman, „er gibt uns das Gefühl, dass wir nicht von unserer alten Heimat vergessen und im Stich gelassen werden.“

Metin Kaymaz sieht es ähnlich: „Wir sind in Deutschland geboren und aufgewachsen, aber die Wurzeln liegen nun mal in der Türkei“, findet er.

Währenddessen laufen im Hintergrund die letzten Vorbereitungen auf Hochtouren. Dome-Manager Manfred Kirschenstein hat ein anstrengendes Wochenende hinter sich. DEG-Heimspiel am Freitag, Militär-Musik-Show am Samstag und dann der Umbau für den Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten.

„Für unsere 35 Mitarbeiter war das heftig, aber die Umbauten selbst sind für uns ganz normales Tagesgeschäft gewesen“, sagt er. Den Unterschied zu anderen Veranstaltungen machten vor allem die strengen Sicherheitsvorschriften: „Ab Samstagnacht durften nur noch überprüfte Mitarbeiter die Halle betreten, das gab es vorher nur bei Herrn Clinton oder Angela Merkel“, sagt Kirschenstein.

Besondere Auflagen gab es auch für Caterer Bernd Schulze. Weder Alkohol noch Schweinefleisch, stattdessen Börek, Pide und Sesamringe. „Heute gibt es bei uns weder Bratwurst noch Frikadelle, aber auch keinen Döner“, sagt Schulze. Für die Zubereitung des Lammspießes fehlen im Dome die technischen Voraussetzungen. „Niemand erwartet, dass wir alle landestypischen Leckereien anbieten“, sagt er.

Am Ende hatte auch Manfred Kirschenstein noch eine gute Nachricht für alle, die ohne Eintrittskarte im Regen ausgeharrt haben. „Nach Absprache mit der Polizei und dem Veranstalter konnten wir doch noch die Halle für die restlichen Besucher öffnen“.