„Erntehelfer“ wurden wie Sklaven gehalten

Mutmaßlicher Drahtzieher der Bande soll Vietnamesen über Monate im Bunker eingesperrt haben. Es war der größte Fund von Marihuana in Nordrhein-Westfalen.

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Düsseldorf. Eigentlich galt die große Razzia im Bunker an der Heyestraße im März vor drei Jahren den Hells Angels, deren Sympathisanten dort den Club „Red Pearl“ betrieben haben. Im fünften und sechsten Stock des Gebäudes machten die Fahnder eine überraschende Entdeckung. Sie befreiten vier Vietnamesen, 32 bis 47 Jahre alt, die dort monatelang wie Sklaven gehalten wurden. Das Quartett pflegte dort die größte Marihuana-Plantage, die jemals in Nordrhein-Westfalen gefunden wurde. Seit Dienstag muss sich Luc V., einer der mutmaßlichen Drahtzieher, vor dem Landgericht verantworten.

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Die vier „Erntehelfer“ wurden festgenommen, doch von den Hintermännern fehlte lange Zeit jede Spur. Luc V., der mit internationalem Haftbefehl gesucht wurde, ging den Polizei im vergangenen Jahr in Belgien ins Netz. Im November wurde der 46-Jährige nach Deutschland ausgeliefert.

Angeklagt ist der Mann unter anderem wegen Freiheitsberaubung und Rauschgifthandel. Er soll die vier Vietnamesen über Monate wie Sklaven in dem Bunker eingeschlossen. Drei von ihnen sollen fünf Monate lang kein Tageslicht gesehen haben. Das Quartett wurde nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auch in der Regel nicht bezahlt, nur ab und zu sollen die Vietnamesen mal zehn Euro bekommen haben.

Die Asiaten waren damals über Russland nach Berlin eingeschleust worden. Dort hielten sie sich mit dem illegalen Verkauf von Zigaretten über Wasser. Luc V. und seine Komplizen boten ihnen denn einen Job als „Erntehelfer“ in Düsseldorf an. Dafür sollten sie 1000 Euro im Monat erhalten. Eine Lüge.

Luc V,. soll an dem Transport der „Erntehelfer“ nach Düsseldorf beteiligt gewesen sein. Außerdem hat der 46-Jährige sie angeblich mit Proviant versorgt. Geparkt hat er nach Aussagen von Zeugen immer in einer Seitenstraße am Gerresheimer Bunker. Von dort aus konnte man auch unbemerkt alle Utensilien für die Drogen-Plantage in das Gebäude bringen. Der Angeklagte verweigerte gestern zum Prozessauftakt die Aussage.

Drei der Vietnamesen waren in dem Prozess vor drei Jahren zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Sie wollten damals sofort wieder in ihre Heimat zurückkehren. Ein 32-Jähriger, der von vornherein gewusst haben soll, dass es sich um eine Drogen-Plantage handelt, musste für drei Jahre ins Gefängnis.