Schulzeit Cellospieler mit pädagogischem Talent
Alban Gerhardt zeigte vor Schülern, dass Klassik nicht abgehoben sein muss.
Düsseldorf. Klassische Musik und jugendliche Hauptschüler, zwei Welten prallen aufeinander — das denkt man vielleicht vor dem Besuch des bekannten Cellisten Alban Gerhardt an der Dumont-Lindemann-Schule in Friedrichstadt. Aber es kommt anders.
Erst einmal heißt es aber Warten. Gerhardt ist ein wenig spät dran, schließlich erreicht er den Schulhof etwas abgehetzt, über der rechten Schulter trägt er einen verbeulten Cellokoffer mit vielen Aufklebern, auf dem linken Arm seinen Sohn Carlo (2). „Meine Frau spielt Geige und muss heute sehr viel üben“, sagt er als Erklärung für den kleinen Begleiter.
Ein paar Minuten später räumt Carlo in der Aula der Schule seinen Spielsachen-Beutel aus, während sein Vater sich auf einem Stuhl vor drei Schulklassen niederlässt. Gerhardt trägt Jeans und Sweatshirt, zum Start lässt er sein Publikum erstmal das Alter seines Instruments schätzen. Die Schüler raten sich langsam nach oben 305 Jahre ist das Cello alt. „Wieviel ist es wert?“, will ein Junge da gleich wissen. „In gutem Zustand wäre das eine siebenstellige Zahl, aber wegen Beulen und Wurmfraß liegt der Wert eher im fünfstelligen Bereich“, ist die Antwort.
Dreimal ist Alban Gerhardt gerade mit den Düsseldorfer Symphonikern in der Tonhalle aufgetreten. Die kooperiert als Veranstalterin mit vielen Schulen und organisierte den Auftritt vor den Jugendlichen. Beteiligt ist zudem das Projekt Rhapsody in School (siehe Infokasten), für das Alban Gerhardt schon an vielen Schulen, aber auch auf Bahnhöfen, aufgetreten ist. Der Sinn: Menschen mit klassischer Musik in Berührung bringen.
Der Musiker spielt in der folgenden Dreiviertelstunde mehrere Stücke, darunter einiges von Bach. Die Schüler hören aufmerksam zu, zwischen den Stücken stellen sie Fragen. Wie man beim Cellospiel die Lautstärke variiert, will ein Mädchen wissen und erfährt, dass es über das Tempo der Bogenbewegung funktioniert und darüber, wie tief der Bogen angesetzt wird.
Gerhardt erzählt noch von etwa 100 Stunden, die er braucht, bis er ein modernes Stück auswendig kann, spielt mit dem Bogen in der linken Hand, erzählt von seinen Konzertreisen in ferne Länder, von zehn Stunden, die er als Student täglich übte (heute noch vier) und auf Nachfrage, dass er Fan von Hertha BSC ist.
Zwischendurch hat er ein paar kurze Zwiegespräche mit Sohn Carlo, bevor die Veranstaltung dann zu Ende ist. Gerhardt schaut schon nach vorn: Abends hat er noch einen Auftritt, „vorher muss ich kochen, Windeln kaufen, üben und packen.“