Erwin-Platz doch am Kö-Bogen
Geisel reagiert auf die Kritik der Erwin-Familie und gesteht Fehler ein.
Düsseldorf. Es ist die Wende nach der Wende. Der Erwin-Platz wird aller Wahrscheinlichkeit nach doch nicht an den Düsseldorf Arcaden liegen, sondern am Kö-Bogen. Letzteres hatte OB Thomas Geisel bereits vor vielen Wochen in Abstimmung mit der Familie des verstorbenen OBs Joachim Erwin vorgeschlagen, bevor er Ende vergangener Woche auf die Marschroute der Ampelfraktionen SPD, Grüne und FDP umschwenkte — nun jedoch, ohne das mit der Erwin-Familie abzustimmen.
Ihre Ablehnung des Platzes zwischen Bachstraße im Norden und Bahngleisen im Süden fiel so heftig aus (die WZ berichtete), dass sich Geisel zu einer erneuten Kurskorrektur verpflichtet sah. „Wir können das nicht ohne die Familie machen“, sagte er am Montag.
Geisel gibt zu, einen Fehler gemacht zu haben. Er hätte sich nicht für den auch von ihm favorisierten Vorschlag der „Ampel“ stark machen dürfen, ohne das mit der Familie Erwins abzusprechen. Er betont aber auch, dass das Tischtuch keineswegs zerrissen sei, so habe ihm die Familie am Sonntag etwa zum Geburtstag gratuliert.
Eine Mehrheit für die entsprechende Beschlussvorlage ist trotz des Zickzackkurses nicht in Gefahr. Die beiden größten und damit mehrheitsfähigen Parteien im Rat kündigten am Montag ihre Zustimmung an.
Markus Raub, Fraktionsvorsitzender SPD: „Beide Plätze haben etwas für sich. Wichtig ist uns eine Entscheidung ohne persönliche Animositäten. Dazu hat der Brief von Markus Erwin übrigens nicht beigetragen.“ Er vermutet, dass die Erwin-Familie Geisel-Aussagen als verbindliche Zusagen interpretiert hätte, ohne dass sie so gemeint gewesen wären.
CDU-Fraktionschef Rüdiger Gutt sagte: „Wir wünschen uns, dass nach einer emotionalen und teils verletzenden Debatte Ruhe einkehrt.“ Er begrüße die angestrebte Lösung, die im Einklang mit dem Wunsch der Familie stehe.
Die SPD-Partner in der Ampel-Koalition sehen das anders. Die FDP will an ihrem Antrag für die Bilker Arcaden festhalten, bei den Grünen will man die Abstimmung vom Koalitionszwang befreien. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP-Fraktionsvorsitzende: „Menschlich kann ich die Wende von Herrn Geisel nachvollziehen, demokratisch ist das jedoch nicht, die Stimme der Familie so wichtig zu nehmen.“ Der entscheidende Fehler sei bereits gewesen, sich mit Hille Erwin abzustimmen, ohne die politischen Entscheidungsträger einzubeziehen.
Negative Konsequenzen für die „Ampel“ sehen auch die Grünen nicht. „Es ging nie darum, auf Gedeih und Verderb alles zusammen abzustimmen“, sagt Sprecher Norbert Czerwinski.
Gerüchte, es gäbe Bestrebungen für eine geheime Abstimmung am Donnerstag im Rat, bestätigten sich am Montag nicht. Möglich ist sie freilich. 20 Prozent der Stimmberechtigten müssten einem Antrag zustimmen.