Düsseldorf Fortuna-Chef kritisiert Terror-Krimi
Im Roman von Jörg Marenski gibt es einen Drohnenangriff im Stadion. Robert Schäfer nennt das „geschmacklos“.
Düsseldorf. 2. Bundesliga Rückrunde: Fortuna Düsseldorf tritt gegen Dynamo Dresden an. Der Stadionsprecher beginnt seine Ansage, doch plötzlich erschüttert eine Explosion die Arena. Panik bricht aus. Später kommt heraus: Es war ein Drohnenangriff. 70 Menschen sterben.
Dieses Horror-Szenario ist frei erfunden — von Jörg Marenski. Sein Roman „Rheinstadion“ sorgt zurzeit für Ärger bei der Fortuna. Vorstands-Chef Robert Schäfer: „Selbstverständlich respektieren wir die schriftstellerische Freiheit, doch mit Blick auf die Geschehnisse in den letzten Wochen und Monaten halte ich einen solchen Krimi für geschmacklos.“ Er hätte sich gewünscht, der Autor wäre das Thema „abstrakter angegangen“.
Für Jörg Marenski (Foto: Marenski) zeichnet sich ein Lokalkrimi aber gerade durch die originale Beschreibung des Lebens in der Stadt aus. „Bei all meinen Romanen habe ich mich um eine exakte Beschreibung der lokalen Begebenheiten bemüht — und das werde ich auch weiterhin so machen“, sagt er. Die Aufregung seitens der Fortuna kann er nicht nachvollziehen. „Ich bin ein kleiner, lokal agierender Autor. Ich bin nicht Ken Follett“, sagt er. Außerdem habe er den Verein im Vorfeld über den Inhalt des Buches informiert — es habe keine Einwände gegeben. „Ich habe eine Stadionführung bekommen, Fortuna-Vorstand Sven Mühlenbeck wusste über den kompletten Inhalt des Buches Bescheid“, sagt Marenski.
Vier Jahre lang hat der Düsseldorfer an dem Buch gearbeitet. „Es war fertig, bevor es den Anschlag auf Charlie Hebdo gab“, sagt er. In Zeiten, in denen die Terrorgefahr allgegenwärtig sei, gäbe es nie einen geeigneten Zeitpunkt für eine Veröffentlichung.
Marenski wünscht sich, dass sein Buch einen Denkanstoß gibt. Bei der Recherche für sein Buch habe er mit Drohnen-Experten gesprochen, die von einer ernsthaften Terrorgefahr ausgehen. „Ich würde mir wünschen, dass die Fortuna ihr präventives Sicherheitssystem überarbeitet“, sagt er. Laut Vorstands-Chef Robert Schäfer ist das bereits geschehen: „Ganz unabhängig von dem Krimi haben wir in der Sommerpause die Vorkommnisse aus der jüngsten Vergangenheit zum Anlass genommen, unsere eigenen Sicherheitsstandards zu überprüfen.“
Maren Jungclaus vom Literaturbüro NRW will sich zu dem aktuellen Streit zwischen dem Autor und der Fortuna nicht äußern. „Vom literarischen Standpunkt aus betrachtet, kommt ein guter Lokalkrimi aber auch ohne die detailgenaue Beschreibung des Handlungsortes aus“, sagt sie. Der Fall, die Handlung, die Charaktere sollten so spannend aufgebaut sein, dass die lokale Nähe gar nicht gebraucht wird. „Ein guter Lokalroman sollte für jemanden aus Hintertupfingen genauso interessant sein wie für jemanden aus Düsseldorf“, so Jungclaus. Sie weiß aber auch, dass viele Autoren auf die lokale Nähe durch exakte Beschreibung setzen. „Und das ist natürlich nicht verwerflich“, sagt sie, und: „So läuft der Autor dann aber auch Gefahr, doch zu nah dran zu sein.“