Freude teilen steht bei den Düsseldorfern hoch im Kurs

Heute sind vielen Düsseldorfern ihre Familie und die Freunde das Wichtigste.

Düsseldorf. „Mit Kummer kann man allein fertig werden, aber um sich aus vollem Herzen freuen zu können, muss man die Freude teilen.“ Okay, solche Sprüche schreiben sich Achtjährige gegenseitig ins Poesiealbum und außerdem ist das Zitat von Schriftsteller Mark Twain uralt. Aber vielleicht ist das ja auch das Schöne daran, denn irgendwie ist es heute immer noch gültig und das muss schließlich etwas zu bedeuten haben: Wer Passanten auf dem Düsseldorfer Weihnachtsmarkt danach fragt, was sie an Weihnachten teilen, und dabei sind Antworten wie „nix“ durchaus erlaubt, bekommt immer wieder das eine Wort zu hören: „Freude.“ Und die finden viele im Familienkreis.

Weihnachten

Zeit des Teilens

Die Familie von Helmut Schnitzler hat das Weihnachtsfest zum Beispiel extra vorverlegt, damit wirklich alle dabei sein können — auch der elf Monate alte Enkel. „Da teilen wir unsere Freude“, sagt der 65-Jährige. Geschenke dürfen aber ebenfalls nicht fehlen — auch wenn die Familienmitglieder diese erst heute auspacken dürfen.

Foto: Melanie Zanin

Nicht weit entfernt von der Freude ist die Liebe, die Lena Pinela teilen möchte. „Man merkt erst, wie wichtig das ist, wenn man keine Familie hat, die man umarmen kann“, sagt sie. Die 35-Jährige verbringt das Weihnachtsfest bei einer Freundin. Geschenke sind dabei Nebensache. „Aber ich komme nicht mit leeren Händen.“

Wie wichtig es ist, Freunde zu haben, weiß auch Philipp Heemeyer. Der 32-Jährige arbeitet im Hotel — selbst heute, teilt also seine „Arbeitskraft“. Zwar seien über die Feiertage bereits weniger Touristen in der Stadt, aber es sei trotzdem immer noch genug zu tun. Die Gäste könnten sich über die Feiertage gut selbst beschäftigen. „Wenn einzelne Personen anreisen, haben wir auf die aber ein besonderes Augenmerk“, sagt er. Dahinter steht die Sorge, dass einsame Hotelgäste gerade an Weihnachten von Depressionen geplagt werden.

Einsamen Menschen schenkt auch Dirk Krenz seine Aufmerksamkeit. Er teilt seine Zeit heute mit Bedürftigen, gibt Essen an Obdachlose aus. Im vergangenen Jahr hat er den Weihnachtsabend in der Kaserne verbracht. Der 35-Jährige feiert Weihnachten selbst nicht und sagt: „Ich möchte die Zeit gerne sinnvoll nutzen.“

So wie Ingrid Rennen, die ihre Zeit heute mit Kindern, Enkelkindern und der restlichen Familie verbringt. „Vorspeise, Hauptspeise, Kirche, Krippenspiel und die Jüngsten tragen die Kerze rein“, beschreibt die 70-Jährige den Ablauf des Heiligabends.

Ähnlich gestaltet sich der heutige Auftakt des Weihnachtsfestes auch bei Ingeborg Weeke. „Ich teile meinen gebackenen Kuchen, meine gute Laune und die warme Stube“, fasst die 73-Jährige mit Unterstützung ihrer Freundinnen zusammen. „Und für den Enkel, der gerade nach Köln gezogen ist, gibt es was Flaches, was wie ein Schein aussieht.“