Meinung G9 als Chance zur Profilierung

Dass sich die Parteien gerade wieder mit Ideen zur Reform der Gymnasialzeit überbieten, ist nicht neuen Einsichten geschuldet, sondern nur einem Umstand: Die Landtagswahl im Mai naht. Und das macht auch solche Politiker nervös, die nie eine Sekunde ernsthaft daran dachten, zu neun Jahren auf dem Gymnasium zurückzukehren.

Foto: Sergej Lepke

Insofern steht zu befürchten, dass die Halbwertzeit aller Flexi-Pläne nur bis zum Wahlabend reicht — danach ist G8 ein für allemal zementiert.

Das wäre schlimm. Denn pädagogisch sprach nie irgendetwas für die Verkürzung der Gymnasialzeit. Längst dämmert es sogar der Wirtschaft (der man mit G8 ja einen Gefallen tun wollte), dass sie mit den nun oft 17-jährigen Abiturienten nicht so viel anfangen kann, wie gedacht. An den Universitäten ist es ähnlich, auch wenn das kaum einer öffentlich sagt.

Das Mindeste wäre insofern, wenn jede Schule für sich neu entscheidet, was sie will: G8 oder G9. Doch alternative Ergebnisse kommen da nur heraus, wenn die Schulkonferenzen sich nicht weiter hasenfüßig fürchten — sei es um mehr Orga-Arbeit oder um den Ruf der Schule. Tatsächlich ließe sich leicht vermitteln, dass ein Gymnasium mit neun Jahren Unterricht eben nicht einfacher, sondern anspruchsvoller ist. Dass hier Bildung wieder vertiefend, ausführlicher betrieben und erlebt werden kann als auf dem gehetzten Weg zum „Turbo-Abi“.