Gangster-Jäger als XY-Held
Christian Cohnen aus Düsseldorf für Zivilcourage-Preis der ZDF-Serie nominiert.
Düsseldorf. Eigentlich wollte Christian Cohnen am 16. Dezember für seine Freundin Weihnachtsgeschenke kaufen. Doch als der Düsseldorfer aus der Bahn ausgestiegen war und vor dem Schaufenster eines Schmuckgeschäftes an der Oststraße stand, änderten sich seine Pläne schlagartig. „Ich sah plötzlich, wie sich die Gardine in dem Laden bewegte. Durch einen Schlitz erkannte ich eine völlig verängstigte Verkäuferin und einen Mann hinter dem Tresen in einer Trainingshose und einem beigefarbenen Mantel mit einer Kapuze auf.“
Was der 35-Jährige nicht sehen konnte: Der Mann hatte eine Waffe, bedrohte damit die Verkäuferin — und wenig später auch ihn. „Die Frau war total aufgeregt, da war mir klar, dass ich helfen musste.“ Also betrat Cohnen couragiert den Laden und sah in den Lauf einer Pistole. „Das war natürlich ein Schock für mich.“ Nachdem der Düsseldorfer aus dem Geschäft geflüchtet war, folgte ihm der Täter mit erbeutetem Schmuck in einer Plastiktüte. „Er ist sofort hinter mir her.“ Doch bevor der Gangster ihn erwischen konnte, hatte Cohnen sich hinter einer Häuserecke versteckt und beobachtete den Juwelier-Räuber weiter.
Über die Oststraße nahm er in sicherem Abstand die Verfolgung auf und hielt gleichzeitig per Handy den Kontakt zur Polizei. An der Klosterstraße kam es erneut zur Begegnung, als der Räuber sich in einer Toreinfahrt versteckte. „Da hat er mich gesehen“, so Cohnen, der sofort in einem Geschäft Schutz suchte. Von dort aus konnte er beobachten, wie der Mann in anderer Kleidung wieder auf die Straße trat. Als eine Zivilstreife eintraf, konnte der 35-Jährige die Beamten in einen anderen Innenhof lotsen. Dort nahmen sie den Juwelier-Räuber fest.
Bei der Zeugenbefragung wurde Cohnen von der ermittelnden Kripobeamtin für sein äußerst couragiertes und umsichtiges Verhalten gelobt. Sie schlug ihn deshalb bei den Verantwortlichen der gleichnamigen TV-Sendung für den „XY-Preis 2011“ für Zivilcourage vor. Die Produzenten waren so angetan von dem Fall, dass sie den Düsseldorfer nicht nur als ersten Kandidaten nominierten, sondern gleichzeitig die Verfolgung für eine Sendung verfilmen wollten. Auch dabei zeigte sich Christian Cohnen ungewöhnlich kooperativ. Als Gangster-Jäger drehte er seinen eigenen Fall mit den TV-Produzenten vor drei Wochen in München ab. „Da sah es zwar nicht so aus wie hier, aber die Szenen entsprechen dem Ablauf.“