Tonhallen-Empfang: 15 Verletzte durch grelle Scheinwerfer
Kliniken melden Fälle von Augenreizungen, es gibt Anzeigen, die Polizei ermittelt.
Düsseldorf. Um sechs Uhr in der Früh konnte es Victoria Schulz am Sonntag nicht mehr aushalten: „Meine Augen haben furchtbar wehgetan, egal ob ich sie geöffnet oder geschlossen hatte“, erzählt die 14-jährige Niederkasselerin. Sie ging ins Schlafzimmer der Eltern und die brachten ihre Tochter gleich ins Evangelische Krankenhaus.
„Verblitzung“, diagnostizierte der Arzt in der Ambulanz, verschrieb dem Mädchen eine Augencreme mit Kortison und schickte sie wieder nach Hause. Das Besondere an der Geschichte: In der Nacht von Samstag auf Sonntag meldeten sich zehn weitere Jugendliche mit den gleichen Symptomen in der Augenambulanz der Uni-Klinik.
Laut Stadtsprecher Michael Frisch haben sich insgesamt sogar 15 Personen in Kliniken mit Augen- und/oder Hautreizungen vorgestellt. Und damit ist klar, wo die Ursache der Verletzungen liegt — beim offiziellen Empfang der Stadt zum Eurovision Song Contest im Ehrenhof. Da nämlich verbrachten alle 15 ihren Samstagabend.
Mette-Marit verbrannte sich bei TV-Scheinwerfern das Gesicht Und dort bildeten die untergehende Sonne, die Scheinwerfer am roten Teppich und die unzähligen Blitze der Fotografen eine augenschädigende Lichtmischung. Die Polizei hat Ermittlungen gegen den Aufsteller der Lichtanlagen im Ehrenhof aufgenommen: „Im Verdacht stehen sechs Scheinwerfer hinter der Pressetribüne, vielleicht war da einer beschädigt“, sagt Sprecher Markus Niesczery.
Einige Betroffene haben nun sogar Strafanzeige gestellt. „Die Betroffenen bei uns wiesen alle eine Augen- und zum Teil auch Hautreizungen auf“, sagt Susanne Dopheide, Sprecherin der Universitätsklinik. Stationär aufgenommen werden musste freilich niemand, „das war nichts Dramatisches“, berichtet sie. Kein Vergleich also zum berühmten TV-Interview, das Norwegens Kronprinzessin Mette-Marit 2002 Sandra Maischberger gegeben hatte.
Die Kombination von grellen Scheinwerfern und reflektiertem Sonnenlicht hinterließ damals im Gesicht der Prinzessin bekanntlich üble Verbrennungen und Schäden an der Augenhornhaut („Schneeblindheit“). Victoria Schulz kann auf solche Folgen des Lena-Guckens gut verzichten: „Der Abend an sich war ja sehr schön. Es fing auch eher harmlos an, ich dachte erst an eine Pollenallergie. Aber am Ende war es wirklich übel“, erzählt die 14-Jährige, der es am Montagnachmittag wieder gutging: „Die Salbe hat toll gewirkt.“