Seiltänzer erobern die Parks

Menschen auf Seilen tauchen vor allem im Volksgarten vermehrt auf. „Slacklining“ heißt das Freizeitvergnügen aus den USA.

Düsseldorf. An einem sonnigen Wochenendtag im Volksgarten fühlt man sich manchmal fast wie im Zirkus. Die Hobbyjongleure gibt es schon seit langem, doch inzwischen breitet sich eine neue Gruppe im Grünen aus: Seiltänzer, neudeutsch Slackliner genannt.

Man braucht zwei Bäume und die sogenannte Slackline, ein breites Seil aus Nylon, das in geringer Höhe dazwischen gespannt wird. Offensichtlich geht es hier nicht um Nervenkitzel, sondern um sportlichen Zeitvertreib.

Das sieht zum Beispiel Theresa Kehl so. Die 22-jährige Studentin hat mit zwei Freundinnen eine Slackline am Rande einer großen Wiese aufgespannt. Während gleich nebenan die meist jungen Parkbesucher ihre Zeit mit Grillen, Lesen, Plaudern und vor allem einfach in der Sonne liegen verbringen, ist das Trio aktiv.

„Das ist besser als nur Rumsitzen“, findet Theresa Kehl und zeigt, dass sie sich schon ziemlich gut auf dem Seil halten kann. Ungefähr eine Stunde habe sie gebraucht, um nicht gleich wieder runterzufallen. Körperspannung sei wichtig und etwas Willenskraft. Beides hat sie früher beim Turnen gelernt.

Ihre Freundin Miriam Fabig findet es nett, dass immer wieder Leute ankommen und fragen: „Was macht ihr denn da?“ Sie selber kennt den Sport schon seit Jahren, als jemand bei einem Zeltlager eine Slackline aufspannte. Inzwischen haben die Studentinnen im Freundeskreis eine ganze Reihe Slackliner.

Ob man von einem Trendsport sprechen kann? Dafür spricht laut Miriam Fabig, dass vor kurzem schon ein Discounter Slacklines im Angebot hatte. In Düsseldorf sieht man den Trendsport vor allem im Volksgarten, wohl auch wegen der Nähe zur Uni. Aber auch am Rhein und in anderen Parks sind die Seiltänzer hin und wieder zu sehen.

Nur ein paar Meter weiter hat am selben Tag Frank Dejori gleich zwei der Seile aufgespannt und ist ganz begeistert von dem Sport, den er 2009 beim Olympic Adventure Camp der Stadt entdeckte: „Ich bin Tennistrainer, das ist ein guter Ausgleich für viele Sportarten. Man trainiert Muskeln, von denen man vorher noch nichts wusste.“

Dejori ist schon zum Experten geworden, übt, auf dem Seil zu springen oder in die Hocke zu gehen. Auch die Geschichte des Sports kennt er (siehe Kasten). Ein paar Tage zuvor hat er hier eine Gruppe gesehen, die eine Slackline auf drei Meter Höhe über rund 70 Meter spannte. Der Weltrekord liege bei 300 Metern.

Allerdings hat der Sport nicht nur Freunde, denn manche Leute machen sich Sorgen, die Bäume könnten Schaden nehmen. Im Düsseldorfer Gartenamt sieht man die Sache aber noch relativ entspannt und lässt die Slackliner gewähren.

In anderen Städten — vermutlich mit höherer Slacklinerdichte — hat es dagegen schon Verbotsdiskussionen gegeben, etwa in Freiburg und Köln. Beide haben sich aber dafür entschieden, den Sportlern entgegenzukommen: „Das können Sie nicht aufhalten“, heißt es fast gleichlautend aus beiden Verwaltungen. Freiburg stellt in Kürze Metallpfosten als Baumersatz in Parks auf. Köln hat begonnen, Bäume im Grüngürtel mit schützenden Manschetten zu versehen, um die man die Seile spannen kann.