Rekordwurst: Kulturdezernent lehnt Guinnesbuch-Urkunde ab

Eine Initiative von Künstlern schaffte es ins Guinnessbuch der Rekorde. Die Aktion ist ein Protest gegen das teure Düsseldorf.

Düsseldorf. Es war eine Riesenaktion. Vor dem Domizil des Kunstvereins Metzgerei Schnitzel an der Bilker Allee wurde vor einem Jahr die längste vegetarische Wurst zubereitet. 340 Einweggrills waren dazu befeuert worden.

2.000 Menschen hatten zugeschaut und mitgeholfen. Schon damals bestätigte ein Guinness-Juror den Rekord, jetzt haben die Akteure das Ganze Schwarz auf Weiß. Zwei Urkunden ließen sie ausstellen: eine für sich und eine für die Stadt Düsseldorf. Dort aber will man sie gar nicht haben.

Denn die Urheber dieser Höchstleistung sind Mitglieder der Freiraum-Bewegung, einer Initiative von Musikern, Malern, Designern, Medienkünstlern und Veranstaltern der freien Kunst- und Kulturszene. Ihre Botschaft: Die Stadt gehört den Bürgern, die Nutzung ihrer Angebote, Werkstätten, Ateliers und Wohnungen muss bezahlbar sein.

In Düsseldorf sehen die Mitglieder der Initiative diese Forderungen nicht erfüllt, weswegen sie sich mit kleinen Protestaktionen hin und wieder an die Stadt wenden. Neben einer Graffiti-Aktion in der Unterführung Ellerstraße/Mintropplatz, der Aufstellung zweier pinkfarbener Bänke und dem Aufbau eines Freilicht-Wohnzimmers aus Sperrmüll wurde eben auch besagter Wurstrekord aufgestellt.

„Wir haben für 70 US-Dollar extra eine Urkunde auf den Oberbürgermeister ausstellen lassen“, sagt Carsten Johannisbauer, der sich in der Freiraum-Bewegung und im Verein Metzgerei Schnitzel engagiert. Bei Kulturdezernent Hans-Georg Lohe habe man zwecks medienwirksamer Übergabe angeklopft. „Aber dort hatte niemand Interesse“, sagt Johannisbauer.

Der Kulturdezernent bestätigt das: „Es ist richtig, dass ich die Urkunde abgelehnt habe. Es ist eine witzige Initative, jedoch sehe ich keine Verbindung zwischen vegetarischer Wurst und Kultur. Und ich bin nun mal Kulturdezernent.“

Vermutlich ist der moralische Zeigefinger, welcher sich über der Urkunde erhebt, der Knackpunkt. Denn bei allem Spaß hat die Sache auch eine ernst Seite. Johannisbauer: „Wir wollen darauf hinweisen, dass sich Düsseldorf von einer sozialen Stadt wegbewegt und sich einem Ranking-Wahn hingibt. Wir fragen: Was bleibt da noch für die Bürger.“

Clara Deilmann, grünes Ratsmitglied, hat das Engagement der Freiraum-Bewegung seit ihrer Gründung unterstützt. Sie kann die ablehnende Haltung von Hans-Georg Lohe nicht nachvollziehen. „Das Ganze ist eine kritische und pfiffige Aktion. Das ist doch angeblich von der Stadt erwünscht. Schade, dass das Kulturdezernat die Sache nicht mit Humor nimmt.“

Aufgeben wollen die Wurstbräter jedoch nicht. „Wir schreiben einen Brief an den Oberbürgermeister“, kündigte Johannisbauer an.