Gastkommentar Wer kann, soll mehr auf seine Schultern laden. Ein urchristlicher Gedanke.

Gastkommentar Wer kann, soll mehr auf seine Schultern laden. Ein urchristlicher Gedanke.

redaktion.duesseldorf@wz.de

Oberbürgermeister Thomas Geisel war angetan. Als er unlängst im Robert-Schumann-Saal innerhalb des Regional-Wettbewerbs „Jugend musiziert“ die besten Schüler der Clara-Schumann-Musikschule auszeichnete, dachte er an seine eigenen Anstrengungen. Eine Querflöte will technisch erobert sein. Dass er demnächst Unterricht bei der 1. Flötistin der Symphoniker nimmt (ein Weihnachtsgeschenk seines Beigeordneten-Kollegiums), mag als Hinweis gelten: Verbessern kann man sich immer.

Geisel ist aktuell auf Verbesserung an ganz anderer Stelle aus. Er findet: Die Kostenstruktur der Musikschule muss überarbeitet werden. Seine Auffassung unterfütterte er seinem Dezernenten-Kollegium mit einem prägnanten Beispiel: Für drei seiner Kinder, die in dieser Schule unterrichtet werden, könne er finanziell privat sicher mehr leisten als ihm nach der Gebührenordnung abverlangt werde. Kurzum: Wer wohlhabend ist, soll mehr bezahlen und damit den öffentlichen Zuschuss kürzen.

In der nach wie vor ziemlich aufgeregten Düsseldorfer Kulturszene wird Geisel nachgesagt, er wolle die Musikschule komplett privatisieren. Aber das ist ein Fake. Tatsache ist, dass Kulturdezernent Hans-Georg Lohe den Auftrag hat, sich hinsichtlich der Gebührenordnung Gedanken zu machen. Die Stadt muss sparen — das ist der Hintergrund. Unbestritten ist das, worauf der emeritierte IHK-Präsident Ulrich Lehner und der amtierende IHK-Präsident Andreas Schmitz hinweisen:

Die Stadt hat zu hohe Ausgaben. Ich meine, nicht nur unter dem Spardruck ist der Gedanke der solidarischen Stadtgesellschaft ein guter Gedanke. Wer kann, soll mehr auf seine Schultern laden. Ein urchristlicher Gedanke. Nur: Wer jetzt neu rechnet, muss neben dem Ertrag auch den Aufwand in den Blick nehmen. Die mit viel Bürokratie verbundene Antwort auf die Frage „Wer kann denn mehr zahlen?“ ist schwierig zu finden.

Unbürokratisch ist die Frage beim Schauspielhaus beantwortet worden. Da werden gerade Millionenbeträge eingesammelt. Privates Geld als Beitrag für die Sanierung des Hauses. Zwang steht nicht dahinter, sondern die bessere Einsicht. Die lässt sich auch auf andere öffentliche Einrichtungen übertragen.

Wolfgang Rolshoven ist der baas der Jonges. Archivfoto: JM