Geld für „Hänschen klein“: Kitas zahlen an die Gema

Erst wurde Forderung entrüstet abgelehnt, doch jetzt geben Träger nach.

Düsseldorf. Als im Januar erstmals publik wurde, dass die Gema, die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und Vervielfältigungsrechte, selbst Kindertagesstätten um Gebühren für Kopien von Liedtexten erleichtern will, hielten dass Düsseldorfs Jugendpolitiker für einen schlechten Scherz. Und bügelten die Forderung lässig ab: „Nein, wir machen keine Kopien, schon weil unsere Kinder weder die Noten noch die Liedtexte lesen können“, scherzte etwa Diakonie-Vize Adolf-Leopold Krebs. Doch nun scheint es, als ob die Diakonie, die in Düsseldorf 45 evangelische Kitas betreibt, der einzige Träger ist, der die Gema-Forderung standhaft zurückweist: „Wir kopieren nichts, also zahlen wir auch nichts“, beharrt Sprecher Manuel Falkenberg.

Mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband hingegen hat die Verwertunsggesellschaft Musikedition (VGM) bereits einen bundesweiten Pauschalvertrag für 4000 Kitas abgeschlossen, jetzt gab auch das Land Bayern nach und zahlt jährlich 290 000 Euro für Kopien in allen 8000 Kitas an die Gema beziehungsweise VGM. Iris Bellstedt, Sprecherin des „Paritätischen“ in Düsseldorf, der über 40 Kindereinrichtungen trägt, findet die Forderung zwar immer noch „etwas befremdlich“, gibt aber zu: „Rechtlich ist sie wohl einwandfrei, da kann man nicht einfach sagen: Die Kinder können doch nicht lesen.“ Immerhin habe ihr Verband 20 Prozent Rabatt bei der VGM rausgeschlagen.

Vermutlich zahlen bald ohnehin alle Düsseldorfer Kitas Gebühren, die NRW-Landesregierung verhandelt gerade mit der Gema: „Wir streben eine landesweite Regelung an“, bestätigt Andreas Kersting, Sprecher des Ministeriums für Familie und Kinder. Das klingt nach einer Bayern-Lösung.

„Wecken Sie die Freude an der Musik der Kleinen — wir helfen bei den Unterrichtsmaterialien. Mit einer einfach zu erwerbenden Lizenz dürfen Sie Noten und Liedtexte kopieren“, heißt es in dem Brief, den die Gema an die Kitas geschickt hat. Die Tarife beginnen bei 56 Euro im Jahr plus Mehrwertsteuer für bis zu 500 Kopien. Damit die Kinder auch weiterhin Hits wie „Hänschen klein“, „Sauseschritt“ oder „In der Weihnachtsbäckerei“ unbesorgt anstimmen können, wird also tatsächlich gezahlt werden müssen. Eine versöhnliche Aussage tat die Gema jetzt immerhin kund: Den eigenen Eltern vorsingen dürfen Kinder — ganz ohne Gebühren.