Personalie: Leiter des Gesundheitsamtes ist freigestellt
Heiko Schneitler, bekannt als „Seuchenwart vom Rhein“, hat zu viele Überstunden.
Düsseldorf. Es kommt selten vor, dass der Leiter eines kommunalen Gesundheitsamtes überregionale Bekanntheit erfährt. Heiko Schneitler (Foto: Bernd Schaller), dem Chef des Düsseldorfer Gesundheitsamtes, ist dieses Kunststück gelungen. Gerade mal zwei Jahre ist es her, dass die Schweinegrippe sich in Deutschland ausbreitete. Zu einer Zeit, da nicht klar war, wie gefährlich das Virus ist, war Düsseldorf eine der ersten betroffenen Großstädte in Deutschland. Schneitler handelte rasch und umsichtig: Eine erste Ausbreitung des Virus’ an der Japanischen Schule konnte eingedämmt werden.
Danach machte sich Schneitler für Massenimpfungen stark („Impfen nützt, Impfen schützt“). Das alles war dem Spiegel einen Artikel wert über den „Seuchenwart vom Rhein“. Trotzdem ist Schneitler nach WZ-Infos jetzt überraschend freigestellt worden. Anfang der Woche soll er sein Büro geräumt haben. Sein Stellvertreter leitet das Amt kommissarisch.
Lange hätte Schneitler ohnehin nicht mehr arbeiten müssen. Am 17. Oktober wird er 65. Doch während der Schweinegrippe soll er sage und schreibe 2200 Überstunden angesammelt haben. Von denen kommen jetzt noch 500 in Rechnung, der Rest verfällt. Schneitler soll auch deshalb darum gebeten haben, dass sein Vertrag um zwei Jahre verlängert wird. Aus dem Rathaus ist zu hören, der zuständige Beigeordnete Wilfried Kruse habe den Wunsch unterstützt. OB Dirk Elbers habe aber abgelehnt. Es sei nicht statthaft, die Lebensarbeitszeit zu verlängern, um Überstunden abzubauen. Kruse wiederum wollte Schneitler auch mit dem Aufbau der Heroin-Ambulanz betrauen.
Von den Beteiligten wollte sich am Mittwoch niemand äußern. Kritische Anmerkungen gab es stattdessen von Politikern im Gesundheitsausschuss. Antonia Frey (Grüne) monierte: „Es ist nicht gut, dass jemand, der soviel für die Stadt geleistet hat, einfach so abgeschoben wird.“ Und Rainer Matheisen (FDP) fragte: „Wer kümmert sich jetzt um Projekte wie die Heroin-Ambulanz?“ RS/rema