Neue Betrugsmasche Geldgewinne am Telefon? - Wie die Täter vorgehen und wie man sich schützt

Düsseldorf · Am Telefon versprechen Betrüger vermeintliche Gewinne. Dabei haben sie es auf das Ersparte der Opfer abgesehen. Wie die Täter vorgehen und wie man sich schützen kann.

Der am Telefon versprochene Gewinn, entpuppte sich für Maria Hörster als perfider Betrug.

Foto: C. Hötzendorfer

„Stell dir mal vor, ich habe 149 000 Euro gewonnen“, verkündete Maria Hörster (Name von der Redaktion geändert) ihrer Tochter. Doch die Freude über den vermeintlichen Geldsegen währte nicht lange, denn die 79-jährige Düsseldorferin wäre beinah perfiden Betrügern auf den Leim gegangen.

Deren Masche ist so simpel wie effektiv. Ältere Menschen anrufen, sich als Vertreter eines bekannten Verlages vorstellen und erst einmal Informationen abfragen wie: „Sie haben doch eine Zeitung abonniert?“ oder „Sie waren doch Mitglied im Bertelsmann Club?“ Der 1950 gegründete Lesering wurde 2015 eingestellt, ist aber vielen älteren Menschen noch sehr gut bekannt. Die arglosen Opfer antworten in der Regel wahrheitsgemäß und geben dabei wichtige Details preis, wie den Namen der Zeitung, die sie regelmäßig lesen oder dass sie alleine leben und froh über das Abo sind.

Auch Maria Hörster erzählte, dass sie seit Jahrzehnten eine Fernsehzeitung lese und auch früher mal Mitglied im Lesering gewesen sei. „Damit wiegen die Trickbetrüger ihre Opfer in Sicherheit“, weiß André Hartwich, Pressesprecher der Polizei Düsseldorf. Denn erst danach wird die frohe Botschaft verkündet: „Stellen Sie sich vor, Sie haben gewonnen!“ Natürlich nicht den ersten Preis, aber immerhin den dritten und die Summe kann sich hören lassen. „Ich habe noch nie etwas gewonnen“, sagt Maria Hörster, „für einen Moment konnte ich mein Glück kaum fassen“.

Um die vermeintliche Seriosität zu unterstreichen, erhielt sie von der „Glücksbotin“ ein „Aktenzeichen“ und die Telefonnummer einer „Berliner Rechtsanwaltskanzlei“. Dort sollte die 79-jährige anrufen, das Aktenzeichen angeben, um sich ihren Gewinn von einer Juristin, deren Namen ihr ebenfalls genannt wurde, bestätigen zu lassen.

„Mich machte nur stutzig, dass die Gewinnsumme 149 000 und nicht 150 000 Euro war“, sagt die Seniorin. So rief sie die angebliche Kanzlei an und ihr wurde der Gewinn bestätigt. Auf die Frage, warum es denn nichts schriftlich gäbe, wurde ihr mitgeteilt, man habe sie angeschrieben und mehrfach vergeblich versucht, sie telefonisch zu erreichen. Sie hätte jetzt nur noch bis zum nächsten Tag Zeit, ihren „Gewinn“ einzulösen. Dadurch seien außerdem Bearbeitungsgebühren in Höhe von 239 Euro entstanden, die zuerst zu zahlen wären. „Das erschien mir dann doch etwas merkwürdig“, so Maria Hörster. Sie beendete das Gespräch, ohne ihre Kontodaten preisgegeben zu haben.

Gemeinsam mit ihrer Tochter hat die Rentnerin danach Strafanzeige bei der Polizei gestellt. „Das war genau richtig“, lobt André Hartwich. „Viele, die Opfer von Betrügern wurden, trauen sich nicht, zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten.“ Da sei häufig die Scham sehr groß und es gäbe auch eine Hemmschwelle, weil gerade ältere Menschen „keinen Ärger haben wollen“.

Im Fall von Maria Hörster kamen die Beamten sogar zu ihr nach Hause. „Ich war viel zu aufgeregt und bin auch gesundheitlich nicht mehr in der Lage, zum Präsidium zu gehen“, erklärt die alte Dame. Die Polizisten nahmen alle Daten auf und leiten sie an Kollegen weiter, die sich auf derartige Betrugsdelikte spezialisiert haben. „Durch solche Anzeigen konnten wir schon einen Rückgang bei dem so genannten Enkeltrick verzeichnen und die Menschen für immer wieder neue Tricks und Maschen der Betrüger sensibilisieren“, sagt Hartwich. Er hofft, „dass vielleicht auch junge Menschen mit ihren Eltern oder Großeltern darüber sprechen, worauf zu achten ist“.

Im Fall von Maria Hörster hat sich die vermeintliche Berliner-Telefonnummer als ein Anschluss in Sinsheim bei Karlsruhe herausgestellt, vor der im Internet beispielsweise unter https://telefonnummer.net als Gewinnspielbetrug gewarnt wird.

So sind Maria Hörster nur die Telefonkosten entstanden. Andere „Gewinner“ wurden hingegen um ihre Ersparnisse geprellt.