Generationenwechsel in der Schmuck-Galerie

Barbara Schulte-Hengesbach übergibt im nächsten Jahr ihr Geschäft in der Altstadt.

Ob je spontan ein Heiratsantrag gemacht worden ist vor dem Schaufenster der Schmuck-Galerie an der Neubrückstraße, ist nicht überliefert. Denkbar wäre es. Sie liegt so passend im Herzen der Altstadt zwischen Kunsthalle und Kunstakademie auf dem Weg zum Parkhaus und hat immer so schön-schlichte Trauringe in der Auslage. Das kann durchaus was Romantisches haben.

Foto: Schulte-Hengesbach

Nüchtern gesehen liegt die Galerie aktuell noch günstiger, nicht nur wegen der guten Altstadt-Lauflage: jetzt gleich gegenüber dem Andreas-Quartier. Die Baustelle ist bald beendet. So lange wie sie die Neubrückstraße beherrscht hat, dauerte ungefähr auch der Entscheidungsprozess von Barbara Schulte-Hengesbach, wann der richtige Zeitpunkt sei, ihre Wirkungsstätte an die nächste Generation zu übergeben. Der Entschluss ist getroffen: Ihre Tochter Claudia Schmedding übernimmt im Januar 2018 mit ihrem Partner Andreas Lehmann das Geschäft.

Eine logische (Nach-)Folge: Das Gestalter-Duo arbeitet bereits seit zehn Jahren mit Schulte-Hengesbach zusammen, und für Kenner der Schmuckkunst von Mutter und Tochter ist es immer wieder spannend zu beobachten, wie sich schmückendes Design im Lauf der Jahrzehnte verändern kann — bei wechselnder Material-Wahl, aber gleich bleibender schlicht-schöner Qualität in der Formgebung. Daneben wurde kreativen Kollegen in wechselnden Präsentationen immer angemessen Platz eingeräumt. Auch das hat Tradition in der Neubrückstraße.

Schulte-Hengesbachs Spezialgebiet ist der kinetische Schmuck. Nicht von ungefähr. Sie war Schülerin von Friedrich Becker, dem in Düsseldorf in vielen Werken auch im öffentlichen und kirchlichen Raum vertretenen „Erfinder des kinetischen Schmucks“. Becker wirkte in den 60er und 70er Jahren in Düsseldorf als Pädagogischer Fachleiter an der hiesigen Werkkunstschule und Professor der Fachhochschule und beeinflusste eine ganze Generation von rheinischen Schmuck-Künstlern. Schulte-Hengesbach in einem WZ-Interview: „Becker war als Professor nie abgehoben, sondern total sympathisch und einfühlend. Er gab seinen Studenten immer wieder Anregungen aber achtete dabei auch darauf, dass wir Distanz zu selbst gewählten Vorbildern hielten und eine eigenständige Richtung verfolgten.“

In Beckers Tradition, jedoch mit eigener Handschrift kreiert Schulte-Hengesbach ihre kinetischen Ringe — wie der Meister mit winzigen Kugellagern. Schmuck in Bewegung, der bewegt.

Am Andreasquartier wird man auch künftig solch faszinierende Tragesituationen erleben können. „Es war nicht zuletzt die Verbundenheit und Wertschätzung meiner Kunden, dass ich hier mein Berufsleben mit erfüllender Arbeit verbringen konnte“, erklärt Barbara Schulte-Hengesbach. Dafür gab es immer wieder Auszeichnungen, darunter auch den Staatspreis des Landes NRW. Bezogen auf 30 Jahre Schmuckgestaltung und anlässlich der Geschäftsübergabe lädt die Schmuck-Galerie vom 10. Oktober bis 30. Dezember zu einem großen Abschiedsverkauf ein, bei dem es 30 Prozent Rabatt auf alle ausgestellten Schmuckstücke gibt.