Kaffee-Spenden für Unbekannte

In einigen Düsseldorfer Cafés können die Gäste Bedürftigen Heißgetränke und Kuchen spendieren.

Foto: David Young

Auch wer es sich nicht leisten kann, im Café einen Kaffee oder ein Stück Kuchen zu bestellen, muss trotzdem nicht darauf verzichten. Der „Suspended Coffee“, auf Deutsch der „aufgeschobene Kaffee“, soll das ermöglichen. Das Prinzip ist denkbar einfach: Zahl zwei, nimm einen. Eine Person, die es sich leisten kann und eine andere Person einladen möchte, bezahlt zwei Kaffee, bekommt aber nur einen. Der andere Kaffee geht an eine Person, die ihn sich sonst nicht leisten kann.

In Düsseldorf nehmen Cafés wie die Roasted Kaffeebar, das Café Frau Heye und das Mittendrin Kirchencafé an der Aktion teil. Das Café Hüftgold an der Ackerstraße macht bereits seit vier Jahren bei der Aktion mit. In einem Weckglas bewahrt die Inhaberin, Patricia Leohardt, die Bons für die „Aufgeschobenen“ auf: „auch wenn das Glas mal leer ist, gibt es einen Kaffee“.

Ihr ist es dabei wichtig, dass ihr Café zu keinem Obdachlosencafé wird. So geht sie selbst gezielt auf die Bedürftigen zu und bietet ihnen einen Kaffee an. Um die Aktion trotzdem bekannt zu machen, gibt es Werbung auf Postkarten.

Um einen Kaffee zu sponsern, reicht es, das an der Kasse zu sagen — schon wandert ein Bon in das Weckglas. Nicht nur ein Kaffee kann aufgeschoben werden. Auch unterschiedliche Kaffeespezialitäten oder ein Stück Kuchen können gespendet werden. Auch wenn man auf einen „Suspended Coffee“ zugreifen möchte, reicht eine Frage an der Kasse. Und der Tag im Café kann genossen werden.

„Es geht bei einigen nicht um den Kaffee, sondern darum, mal raus zu kommen“, sagt Patricia Leohardt. Wie bei Rudolf, der täglich einen „Suspended Coffee“ bekommt: „Es bedeutet mir sehr viel, mal rauszukommen und einen Kaffee ausgegeben zu bekommen“, sagt der Arbeitslose. Er sitzt auf einer Bank an der Hauptstraße. Die Sonne scheint an dem Vormittag auf das Café an der Ecke und seine Besucher. Die Menschen unterhalten sich angeregt. Es ist ein gemischtes Publikum aus Studenten und Lehrern, die die Herbstsonne genießen.

„Suspended Coffee ist eine alte Idee aus Italien“, sagt Patricia Leohardt. Zur Zeit des Ersten Weltkrieges konnten sich viele keinen Kaffee mehr leisten, die Menschen fingen an sich den Kaffee gegenseitig zu bezahlen, der „cafè sospeso — oder Suspended Coffee“ war geboren.

Auch in Düsseldorf ist die Bereitschaft groß, zu spenden „Leute geben eher als sie nehmen“. Wie viele der Kaffes Patricia Leohardt bereits verkauft, kann sie allerdings nicht sagen, sie würde da nicht so nachhalten: „Wenn jeder einen Schritt tut, ist schon viel geholfen.“