Gericht: Die Leiche des Neugeborenen lag in der Kühlbox

35-jährige Mutter soll ihr Kind direkt nach der Geburt im Keller erstickt haben.

Düsseldorf. Einen grausigen Fund machte eine Frau im September 2003 im Keller eines Hauses ihrer Schwägerin in Kaiserswerth: Die Leiche eines Neugeborenen lag in einer Kühlbox. Dreieinhalb Jahre später hat die Staatsanwaltschaft nun Anklage wegen Totschlags gegen die heute 39-jährige Mutter erhoben.

Das bestätigte gestern Sprecher Andreas Stüwe. Die Ermittlungen hatten sich so lange hingezogen, weil die Staatsanwaltschaft der Bürokauffrau zunächst nichts nachweisen konnte. Inzwischen liegt ein Gutachten der Universität München vor. Nach Erkenntnissen der Experten für Todesfälle während der Geburt brachte die damals 35-Jährige das Baby in der Waschküche kurz vor der Tat zur Welt. Anschließend soll sie es mit einem Jutebeutel erstickt und danach in die Kühlbox gelegt haben.

Sie hatte ihre Schwangerschaft bis zuletzt vor ihrer Familie verheimlicht. "Und das, obwohl sie in intakten familiären Verhältnissen mit ihrem Mann und zwei Töchtern im Alter von sechs und neun Jahren gelebt hat", sagte der Sprecher des Düsseldorfer Landgerichts, Ulrich Thole. Allerdings sei sie der Ansicht gewesen, ihr Mann habe ein drittes Kind nicht gewollt.

Ihrem Ehemann hatte sie am Tag der Geburt zunächst erzählt, an Magen-Darm-Problemen zu leiden und deshalb starke Schmerzen zu haben. Dieser fand wenig später blutige Handtücher im Keller gefunden.

Als er seine Frau damit konfrontierte, soll sie eingeräumt haben, eine Fehlgeburt erlitten zu haben. Er alarmierte den Krankenwagen. Die Frau wurde mit lebensgefährlichen Unterleibsverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.

Dort stellten die Ärzte fest, dass ein Baby lebendig ausgetragen worden sein musste - und informierten sogleich die Familie. Die Schwägerin fand schließlich das leblose Kind. Weil jedoch kein dringender Tatverdacht bestand, wurde kein Haftbefehl verhängt. Die 39-Jährige ist nach wie vor auf freien Fuß. Gegenüber der Polizei hatte die Frau ausgesagt, dass das Neugeborene bei der Geburt mit dem Kopf auf den Steinfußboden aufgeschlagen und gestorben war.

Dezember 2000: In Erfurt wird ein toter Säugling gefunden. Per Gentest wird eine fünffache Mutter überführt.

August 2002: In Hildesheim erstickt eine Mutter ihren Sohn kurz nach der Geburt und wirft ihn in den Müll.

Juli 2005: In Sachsen-Anhalt werden die Leichen von neun Babys entdeckt. Die Mutter hatte die Kinder gleich nach der Geburt getötet und in Blumentöpfe verscharrt.