Gesundheit: 80 Kilo leichter in ein neues Leben
Oliver Sponholz wog 235 Kilo und nahm ab. Heute gibt er im St. Martinus-Krankenhaus Tipps für Betroffene.
Düsseldorf. Die meisten Menschen würden sich beim Gang in das Eiscafé kaum Gedanken über die Bestuhlung machen als vielmehr über die Auswahl der Eissorte. Für Oliver Sponholz war das noch vor acht Monaten Routine. „Wenn mich Freunde ins Café einladen wollten, habe ich mir immer erst die Stühle angeguckt, ob ich da wohl reinpasse. Am Ende habe ich meistens abgesagt“, sagt er. Als der 30-Jährige 235 Kilo auf die Waage brachte, entschied er sich für eine Magenverkleinerung. Seit der OP hat Sponholz 80 Kilo abgenommen und gründete eine Selbsthilfegruppe, um anderen Betroffenen zu helfen.
Ein Leben voller Diäten und Gewichtskontrollen: Für Sponholz war das schon früh Alltag. Mit acht Jahren hatte er eine Mandel-OP und nahm seitdem stetig zu. „Nicht einmal die Ärzte konnten das erklären. Ich habe alles ausprobiert, doch es ließen sich nur kleine Erfolge erzielen“, sagt er.
Das reichte dem lebenslustigen IT-Fachmann nicht. In Essen traf Sponholz im vergangenen Jahr auf eine Bekannte, die einen so genannten Magenschlauch bekommen hatte. Dabei wird der Magen von ursprünglich 1500 auf nur noch rund 105 Milliliter verkleinert. Vor der OP musste sich Sponholz einem psychologischen Test unterziehen und vorweisen, dass er bereits verschiedene Diäten versucht hatte. Den Eingriff machte Matthias Schlensak, der zuvor gemeinsam mit Patrick Gijbels am St. Martinus-Krankenhaus in Bilk eine Ambulanz und Beratungsstelle für schwer Übergewichtige eingerichtet hatte.
Die schwere OP verlief gut, doch sechs Wochen lang durfte Sponholz nur Flüssignahrung zu sich nehmen. „Meine erste festere Mahlzeit war ein Fruchtzwerg — den habe ich nicht ganz geschafft“, sagt er. Heute schafft er von einem Stück Hühnerfleisch gerade mal fünf Bissen.
Zurückgezogen habe sich der 30-Jährige aber nie. „Ich musste viele Einladungen absagen, zum Beispiel ins Kino, aber meine Freunde haben mich nie im Stich gelassen“, sagt er. Die stechenden Blicke auf der Straße habe er einfach ausgeblendet. „Ich kenne die Vorurteile von faulen, inkonsequenten Übergewichtigen genau. Doch für mich war meine Gesundheit vorrangig“, sagt er.
Heute geht Sponholz viermal die Woche zum Sport und er fühlt sich „wie ein neuer Mensch. Endlich kann ich, ohne aus der Puste zu kommen, Treppen steigen“, sagt er und lacht. Jetzt könnten noch ein paar mehr Pfunde purzeln, zu schlank will Sponholz aber nicht werden. „Unter 100 Kilo wären gut, aber mir geht es nicht ums Aussehen, ich wollte mein Leben verbessern — das habe ich geschafft.“