Konzert Moses Pelham von „Glashaus“ – Der Helmut Schmidt des Soul

Düsseldorf · Moses Pelham war mit seiner Band Glashaus zu Gast im Savoy – ein schöner Abend mit beeindruckendem Beginn.

Martin Haas (li.), Moses Pelham (hinten) und Cassandra Steen (vorne) sind Glashaus. Live stehen sie unter anderem mit Raphael Zweifel (Cello) und Ali Neander (Gitarre) auf der Bühne.

Foto: Christian Herrendorf

Die kommenden 66 Zeilen geben einen hoffentlich brauchbaren Eindruck davon, wie das Konzert der Band Glashaus im Savoy-Theater war. Dennoch verweist der Autor darauf, dass der wichtigste Absatz dieses Textes der letzte ist, der nichts mit Glashaus zu tun hat.

Im Lebenswerk von Moses Pelham gibt es einen entscheidenden Vers: „Und jeder Hass auf diese Welt, ist auch Hass auf sich selbst“, hat er 2012 gerappt. Vers und Erkenntnis waren verbunden mit einem Wandel, aus dem melancholischen bis aggressiven Rapper wurde ein Mann, der in etwa so ausgeglichen erscheint wie Buddha unter dem Baum der Weisheit. Und so betrat der Frankfurter auch seinen Platz auf der Bühne in Düsseldorf. Lächelnder Käpt’n auf der Brücke, Priester am Altar mit Apple. Pelham tanzte, klatschte, sang, rappte, predigte, wanderte, schrie, bastelte, trommelte und rauchte. Er darf das, der Helmut Schmidt des Soul.

Seine Band Glashaus war und ist in erster Linie die wunderschöne Stimme von Cassandra Steen, die scheinbar leicht, im wahrsten Sinne im Sitzen höchst intensiv singt. Das könnte auf die Dauer eines Abends trotzdem eintönig werden, wurde es im Savoy aber nicht, weil Glashaus ihrem Auftritt drei weitere Dimensionen verpassten. Pelham und sein ewiger musikalischer Partner Martin Haas singen viele zweite und dritte Stimmen. Zudem zählt der Schweizer Cellist Raphael Zweifel bei allen Stücken zur festen instrumentalen Besetzung. Und die Band hat für ihre Tour ein sehr kluges Programm entwickelt. Sie spielt Lieblingsstücke der Mitglieder aus dem jüngsten Album „Kraft“, Coversongs von Silbermond („Sinfonie“) und Selig ( „Ohne“), Stücke aus anderen Projekten der Beteiligten und die schönen alten Lieder, und, bei Gott, das sind nach 20 Jahren wirklich viele. Und so stehen am Ende eine bestens gelaunte Band und ein bestens gelauntes Publikum vor einander, freuen sich übereinander und den ziemlich perfekten Ort für Konzerte wie diese.

Nun aber zum angekündigten wichtigsten Absatz. Bevor Glashaus seinen Teil des Abends gestaltete, gab es dort einen seltenen Moment. Wenn ein Musiker nur mit seiner Akustikgitarre auf die Bühne kommt, wird das schnell langweilig. Nur Stimme oder Lyrik können das retten. Clara Louise, die in der Nähe von Koblenz aufgewachsen ist und heute in Österreich lebt, sang Verse, die traurig, tröstend, suchend, weise waren – und das mit einer Stimme, die nicht vergehen wollte und sollte.