Go: Asiens Volkssport auf dem Brett
Go ist viel komplizierter als Schach. In Düsseldorf trafen sich Spieler jetzt zum Pokalspiel.
Düsseldorf. Wer glaubt, Schach sei ein komplexes Spiel, der kennt Go nicht. Denn bei dem asiatischen Strategiespiel gibt es ungleich mehr Variationen als beim Schach. Am Wochenende haben mehr als 100 Spieler im Cecilien-Gymnasium den siebten Japanischer-Generalkonsul-Pokal gespielt.
19 mal 19 Felder sind auf dem Holzbrett, beim Schach sind es lediglich acht mal acht. Dementsprechend geringer sind auch die Zugmöglichkeiten der einzelnen Figuren. Doch die Voraussetzungen beider Spiele sind ähnlich: „Logisches Denken, Konzentration und Geduld“, nennt Jonas Welticke aus Bonn. Der 17-Jährige ist Deutschlands bester Jugendspieler und spielt seit vier Jahren Go. Geweckt wurde sein Interesse durch das japanische Anime „Hikaru No Go“ — einen Klassiker der Szene.
In Asien gilt Go, das zu den ältesten Strategiespielen der Welt zählt, als Volkssport, ähnlich wie Fußball in Europa. Es gibt Profi-Ligen, und teilweise wird Go an Schulen unterrichtet. Das Spiel, bei dem es eins gegen eins geht, mobilisiert die Massen. In Deutschland ist Go vergleichsweise unbekannt, mehr als 500 Mitglieder zählt der NRW-Verband aber immerhin. Das Faszinierende an diesem Spiel sei die unendliche Variationsvielfalt, sagt Jonas Welticke. „Es ist kinderleicht zu lernen, braucht aber Jahre, um es zu professionalisieren.“
Er selbst sieht sich täglich Partien von Profi-Spielern im Internet an und studiert ihre Züge. Dieses Repertoire versucht er dann in seinen eigenen Matches abzurufen. Mit Erfolg: Welticke hat als deutscher Vertreter bei den Weltmeisterschaften in Korea den 27. Platz belegt. Auch in Ungarn und Tschechien ist er bereits bei Turnieren angetreten.
In der Aula des Cecilien-Gymnasiums sind am Wochenende dutzende Tische aufgebaut, an denen sich die Spieler gegenübersitzen. Es herrscht eine konzentrierte Stille, die durch das regelmäßige Klacken der Steine auf dem Spielbrett unterbrochen wird. Jeder Zug wird genau überdacht, teilweise minutenlang. Doch anders als beim Schach bedeutet eine Fehlentscheidung nicht gleich die Niederlage. „Man hat immer die Möglichkeit, Fehler wieder auszubügeln“, sagt Welticke. Denn am Ende ist entscheidend, wer mehr Punkte hat — nicht, ob jemand Matt gestellt wurde.