Grafiker Werner Burkard: Aprilscherze mit kritischem Geist
Werner Burkard macht in seinen Montagen überspitzt und humorvoll auf städtische Missstände aufmerksam.
Düsseldorf. Montag ist es wieder so weit: Am 1. April werden viele Menschen ihr Gegenüber mit mehr oder weniger lustigen Streichen auf den Arm nehmen. Auch WZ-Leser Werner Burkard (64) hat sich Gedanken gemacht, wie er den neuen Monat humorvoll begrüßen kann — und mit seinen Computer-Grafiken gleichzeitig die Düsseldorfer Stadtpolitik in den Blick genommen.
„Mir geht es um die Autonomie des Bürgers“, sagt der 64-jährige Gerresheimer. Konkret: Wem gehört die Stadt — dem Bürger oder den Politikern? Dieser Frage verleiht er auch in den beiden Motiven Ausdruck, die er der WZ zugesandt hat. Auf der einen sprinten zwei Fußgänger über die Ampel, im Hintergrund warten die nächsten schon in Hab—achtstellung auf das Umspringen der Anlage. Logisch, Burkard spielt auf die arg kurzen Grünphasen für Fußgänger an. Seine Frage: „Kann es sein, dass man einer Gruppe, den Autos, den Weg komplett ebnet und alle anderen vernachlässigt?“ Burkard ist für mehr Ruhe und Beschaulichkeit.
Ruhe, die man gewöhnlich auf Parkbänken findet. Doch auch an dieser Stelle setzt Burkard, der früher die 68er-Bewegung fotografisch begleitet hat, etwas überspitzt an. Ist es tatsächlich möglich, dass jede Minute auf einer städtischen Sitzgelegenheit bald bezahlt werden muss? Die komplette Kommerzialisierung der Stadt — Burkards Horrorvision. Doch der Rentner geht nicht verknöchert, sondern humorvoll an seine grafischen Arbeiten. Er übertreibt und öffnet so die Augen. Dafür, wo es nicht hingehen sollte.
Burkard selbst gestaltet schon sein Leben lang Grafiken, die sich mit Gesellschaft und Politik auseinandersetzen. Vorbild für ihn ist John Hartfield, der als Erfinder der Fotomontage gilt und sich auch kritisch mit der NS-Zeit auseinandersetzte. Dieser kritische Geist ist Burkard besonders wichtig — und schafft damit eine andere, etwas ungewöhnliche Form des Aprilscherzes.