Haftstrafe für Bettel-Touristen
Koch pumpte am Flughafen und am Bahnhof Passanten an und zahlte das Geld nie zurück. Das will er aus dem Gefängnis nun nachholen.
Die Betrugs-Masche als „Bettel-Tourist“ war erfolgreich, aber alles andere als clever. Die Polizei brauchte den Täter gar nicht lange zu ermitteln. Denn Marcus P. ließ alle Opfer ein Foto von seinem echten Personalausweis machen. Folgerichtig landete der 38-jährige Koch gestern wegen gewerbsmäßigem Betruges auf der Anklagebank des Amtsgerichtes.
In dreizehn Fällen hatte er am Flughafen und am Hauptbahnhof Passanten angesprochen. Marcus P. behauptete, dass ihm in Amsterdam oder Barcelona die Geldbörse gestohlen worden sei und er Bares für die Heimreise brauchte. Bis zu 120 Euro ergaunerte er mit dem Versprechen, das Geld so schnell wie möglich wieder zurückzuzahlen. Zur Sicherheit durften die Opfer seinen Personalausweis fotografieren. Doch von dem Geld sahen sie bis heute nichts wieder.
„Ich wollte nicht betrügen“, behauptete Marcus P., obwohl er die Taten im Prinzip einräumte. Tatsächlich seien ihm dreimal auf Reisen die Geldbörse oder das Laptop gestohlen worden. Das brachte ihn offenbar auf die Idee zur Masche mit dem „Bettel-Touristen“. Er habe sich in einer Notlage befunden „wenn auch einer anderen“. Nachdem er Heiligabend 2016 plötzlich seinen Job verlor, war der Koch, der auch eine Computer-Firma besitzt, plötzlich nicht mehr krankenversichert — und wurde obdachlos: „Ich brauchte Geld für Essen, Medikamente und einen Schlafplatz.“
Wegen des gleichen Tatvorwurfs war Marcus P. schon in Hamburg zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Da diesmal dreizehn weitere Betrugsfälle angezeigt wurden, war eine Bewährungsstrafe nicht mehr möglich. Der Richter verurteilte ihn zu 18 Monaten Haft. Dort will Marcus P. als Koch in der Gefängnisküche arbeiten und den Schaden ersetzen.