Hausmusik mit Barenboims

Gibt es so etwas wie eine Überdosis an Beethoven? Für wahre Freunde seiner Musik, zu denen ganz offensichtlich die Familie Barenboim zu zählen ist, gewiss nicht. Vater Daniel, sein Sohn, der Geiger Michael, und Cellist Kian Soltani, können nicht genug davon bekommen und widmeten ihr Gastspiel im Rahmen des Klavier-Festival Ruhr in Gänze Beethovens Klaviertrios.

Foto: Sergej Lepke

Barenboim, der eine enge Verbindung zu dem Festival hat, das nun 30-jähriges Bestehen feiert, und seine beiden jungen Mitstreiter zeigten sich von einer entspannten, locker musikalisch plaudernden Seite. Als ob man zu Gast in des Maestros Wohnzimmer sein dürfte und einem abendlichem kammermusikalischem Tête-à-Tête zu dritt lauschen dürfte.

Barenboim, der Ältere, der wohl auch wegen seines unermüdlichen Engagements als einer der bedeutendsten Musiker unserer Zeit gelten muss, schien sogar hin und wieder ganz vergessen zu haben, dass im vollbesetzten Schumann-Saal Publikum zugegen ist und ihm und seinen Protegés aufmerksam lauscht. Ganz unprätentiös ließ er manche heikle Stelle einfach heikel sein und ließ sie etwas fahrig geschehen — auch ein Statement.

Doch perlt es natürlich immer wieder gehörig. Sein Spiel voller Glanz, sein Ton, sein Anschlag bekanntermaßen geprägt von einer bestimmten, aber runden Leuchtkraft, auch, wenn alles ganz mühelos von Blatt gespielt wirken mag. Er gibt dem sich entfaltenden Ton immer noch Vorzug vor der sich zu großen Bögen fügenden Phrase. In kleinen Gefügen lässt er Details zu in sich lebenden Organismen werden, die sich Reihe an Reihe nur mittelbar binden.

Sein Sohn überraschte mit seinem Ton auch nicht. Mit oft delikatem, manchmal fast schmalem Klang, dem es aber nicht an Perfektion und generellem Ausdruck mangelt, ließ er aber auch bisweilen übermäßige Sprühkraft zugunsten einer profunden Spielweise links liegen. Da erwies sich Soltani im Cello schon eher als ein dem Publikum zugewandter Charismatiker, der insbesondere in den Tiefen mit einem belebt sonorem in sich lebenden Ton überzeugte.

Im ersten Teil des Konzertes mit Beethoven Trios op. 1,2 und 1,3 ging man ganz im frühen Geiste klassischer Klangkultur auf. Danach strömte das Fluidum des 1811 entstandenen, zu tiefst Romantisches vorahnenden „Erzherzog“-Trios op. 97 durch den Saal. Gaben die drei dem späteren Beethoven indes mehr Feuer, sparte man sich den Funken für jene Stellen auf, die die drei offenbar am meisten lieben. Ganz wie bei einem Hauskonzert.

Das Publikum dankte treu mit reichhaltigem Applaus.