Kinderprojekt in Düsseldorf Kinder entdecken die Kunst von Beuys

Düsseldorf · Studenten der Heine-Uni entwickelten eine Stadtrallye, um Kindern mit Migrationshintergrund die Kunst von Beuys näherzubringen.

Die Kinder spielten an einer Station die Rheinüberquerung nach.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

„Ich bin Beuys!“, ruft eines der Kinder aus der Gruppe Hase bei der ersten Station der Rallye. Mit dem typischen Beuys-Hut verkleidet und einer Decke umhängt ist er eindeutig als Beuys zu erkennen. Auch die anderen Kinder sind verkleidet; als Taucher, mit Bart oder einer Schwimmweste, denn die Kinder sollten die Situation nachstellen, wie es war, als Beuys von seinen Studenten mit einem Einbaum abgeholt wurde und über den Rhein gefahren ist.

Diese Inszenierung, genannt „Die Heimholung des Joseph Beuys“, war eine Protestaktion der Studenten der Kunstakademie für ihren ehemaligen Professor, der gefeuert wurde, weil er sich für die abgelehnten Bewerber der Akademie einsetzte und mit ihnen mehrmals protestierte. Den Kindern machte es Spaß, einmal in die Rolle des Künstlers zu schlüpfen und sich vorzustellen, wie die Situation damals abgelaufen ist. Das Ganze wurde auf einem kurzen Video festgehalten.

An mehreren Stationen hatten die Kinder die Möglichkeit, Beuys‘ Werke zu entdecken und zu erleben. An der Station Ofenrohr etwa wurden Filzpostkarten gestaltet. Die Station Kunstakademie erforderte Teamwork, da die Gruppe durch ein Schwenkbild Beuys‘ Bild einer Hirschkuh zuerst nachschwenken und dann nachmalen sollte. Doch wie kam es überhaupt zu der Idee, im Rahmen eines Projektseminars Kindern mit Migrationshintergrund Beuys‘ Kunst näherzubringen und dies dann in einem Sommerferienprogramm umzusetzen?

Die Stadtrallye ist Teil des Ferienprogramms der Diakonie

Der Leiterin des Seminars, Sarah Reuter, hatte den Einfall im Beuys-Jubiläumsjahr: „Davor haben wir Interviews mit Zeitzeugen geführt. Beuys hat unfassbar viele Leute gekannt und berührt und es gab auch viele Veranstaltungen in diesem Jahr. Da waren aber keine Jugendlichen, sondern immer nur der gleiche Kreis“, berichtet sie. Ganz im beuysischen Sinne hatte es sich Reuter dann zur Aufgabe gemacht, Beuys‘ Kunst auch Kindern zugänglich zu machen. „Wir haben uns gefragt, wie schafft man es den Kindern, so einen komplexen Künstler verständlich zu machen. Dann haben wir uns gedacht, wir lassen es die Kinder einfach selber machen und erleben,“ sagt Reuter.

Im vergangenen Wintersemester erfolgte dazu vor allem die Planung der Rallye mit anschließendem ersten Probelauf mit Kindern der Joseph-Beuys-Gesamtschule. „Danach wollten wir Kinder erreichen, die damit nie in Berührung kommen würden. Deshalb haben wir eine Kooperation mit der Diakonie Düsseldorf gestartet und unsere Stadtrallye in das Sommerferienprogramm der Diakonie für Kinder mit Migrationshintergrund integriert.“

Reuter hatte die Rallye eigentlich als Stadtrallye geplant und wollte in der Altstadt an den Kunstwerken Beuys‘ vor Ort halten, doch auf Grund der angesagten Regenwahrscheinlichkeit fand die Rallye am Oberbilker Markt rund um den Seminarraum der Uni statt. Diese Planänderung änderte aber nichts an dem Erfolg des Projekts. Nach den Stationen der Rallye machte sich die Gruppe auf in das K20 in der Altstadt, in dem Beuys sogar einen eigenen Raum mit seinen Werken bestückt.

Zum Abschluss konnten die Kinder die Beuys-Werke aus dem K20 mit Modelliermasse selbst nachkneten. Man konnte den Kindern die Freude beim kreativen Arbeiten ansehen, auch Mascha (15) und Yasin (17) hatten Spaß an der Aktion. „Mir hat das Malen am Besten gefallen. Ich liebe Malen und kreativ zu arbeiten,“ sagt Mascha. Für Yasin war da Basteln das Highlight des Tages. Einen gelungenen Abschluss fand die Aktion im Seminarraum der Uni mit Pizzen für alle.

Interessierte hält der Kurs auf dem Instagram-Kanal „beuystracks“ über weitere Aktionen und Kunstevents auf dem Laufenden. Die Förderung des Projekts war ursprünglich für ein Jahr genehmigt, die zweite Förderung wurde beantragt. Es bleibt zu hoffen, dass Kinder auch weiterhin Beuys-Kunst im Rahmen dieses Projekts erleben können.