Heine-Uni: Guttenbergern auch die Düsseldorfer?
Pfusch: Ideenklau kommt in den besten Familien vor, aber auch bei Studenten. Die Professoren jedoch sind gewappnet.
Düsseldorf. Der Student hatte ungerührt zwei abgekupferte Arbeiten bei ein und derselben Dozentin abgeben. Der Schwindel flog auf, der junge Mann zahlte 1000 Euro und musste die Aufgaben wiederholen. Er hatte Glück. Das Hochschulgesetz sieht im Fall von Wissenschaftsbetrug Bußgelder von bis zu 50 000 Euro und den Rauswurf von der Hochschule vor.
Genannten Fall hat eine Kollegin von Susanne Keuneke, Dozentin am Institut für Sozialwissenschaften der Heinrich-Heine-Universität, erlebt. „2007 gab es eine Häufung von Täuschungsmanövern“, sagt Keuneke. Dagegen wappnete man sich: Jeder Student muss nun schriftlich erklären, korrekt gearbeitet zu haben, was als eidesstattliche Versicherung gilt, und seine Arbeit in digitalisierter Form einreichen. „Diese gleichen wir mit einer speziellen Software ab“, sagt Keuneke.
Zwischen sechs und zwölf Studenten fielen im ersten Jahr nach Einführung der Kontrolle auf. Sie hatten teils ganze Abschnitte aus anderen Arbeiten schlichtweg geklaut. Jeder zahlte 500 Euro. „Das hat sich herumgesprochen, seither ist es ruhiger geworden“, sagt Keuneke.
Für die gesamte Philosophische Fakultät gilt das jedoch nicht, sagt Studiendekan Joachim Koblitz. „Es ist es eher schlimmer geworden.“ Pro Semester zählt er bis zu zehn Fälle, in denen Studenten wissenschaftlichen Ideenklau begehen. „Die Dunkelziffer ist sicher noch höher“, glaubt Koblitz. Um die schwarzen Schafe herauszupicken, müssen viele Kollegen nicht einmal eine Software bemühen. „Meist sind die Brüche in Inhalt und Stil so eklatant, dass die Sache klar ist“, sagt Koblitz.
Damit es gar nicht erst so weit kommt, hat Bernd Günter, Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, eine für alle Studenten verpflichtende Info-Veranstaltung eingeführt, die er stets selbst leitet. „Die wissenschaftlichen Spielregeln werden klar formuliert. Und wer die Veranstaltung schwänzt, wird zur Prüfung nicht zugelassen.“ Er setze auf Prävention bereits in unteren Semestern. „Völlig unerträglich“ sei nämlich für ihn der Gedanke, eine Doktorarbeit auf unlautere Weise zu fertigen.
In den Schulen haben Handys mit Internetzugang den handgeschriebenen Spickzettel längst ersetzt. „Deswegen müssen die Schüler ihre Geräte vor jeder Arbeit und jeder Klausur abgeben“, sagt Brigitte Vinke, Leiterin des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums. Ob der Jugendliche allerdings ein Zweithandy in der Hosentasche hat, sei nicht zu kontrollieren. „Leibesvisitationen führen wir nicht durch“, sagt Sigrid Belzer vom Schloß-Gymnasium. Der Fall zu Guttenberg beschäftigt Lehrer wie Professoren. „Wenn er mein Student wäre, würde ich ihn die Arbeit neu schreiben lassen“, sagt Susanne Keuneke.