Die schwierige Integration der Männer

Kabarett: Die Damen vom „Proseccopack“ teilen bei der Premiere im Kom(m)ödchen gelungen aus.

Düsseldorf. An jeder Schule gibt es sie. Dieses eine Mädchen, das alle Jungs toll finden, deren Klamotten immer todschick sind und die weder Pickel noch Figurprobleme kennt. Für die Freundinnen Josey (Melanie Haupt), Cora (Nora Boeckler) und Sabine (Judith Jakob) heißt diese „Hassfreundin“ Bärbel, und ausgerechnet die hat die drei Freundinnen jetzt zu ihrer Traumhochzeit mit einem Supermann eingeladen. Nicht genug damit, sie sollen das Hochzeitsprogramm mit einer künstlerischen Darbietung bereichern.

Nun sitzen die Drei vom „Proseccopack“ im Vorratsraum der Angeber-Villa, denken nach und lästern, was das Zeug hält. Nicht nur über Bärbel, sondern vor allem über sich selbst und das, was aus ihren Mädchenträumen und Lebensentwürfen eigentlich so geworden ist. Sabine, die von einer Karriere als Top-Journalistin träumte, jobbt als Kabelhilfe beim Fernsehen. Josey, die kluge, chaotische Philosophin, schreibt Doktorarbeiten für andere Leute (ein zufällig aktueller dramaturgischer Einfall?). Die eigene schiebt sie vor sich her. Cora ist eine biedere Öko-Mutti im Reihenhaus, deren ursprüngliche Absicht, einmal die Welt zu verbessern, sich nur noch auf den Griff zur Bio-Milch im Supermarkt beschränkt.

Die Frauen gehen auf der Bühne des Kom(m)ödchens mit sich selbst, ihren Geschlechtsgenossinnen und vor allem mit den Männern hart ins Gericht. Die Dialoge, die die Erfolgsautoren Dietmar Jacobs und Christian Ehring („Sushi“ und „Couch“), ihnen dazu geschrieben haben, sind nicht nur wunderbar komisch, sondern auch feine Beobachtungen unserer Gesellschaft.

So gibt es einen Auftritt als gut situierte Wutbürgerinnen, die als „BAF — Bürgerliche Armee Fraktion“ unter einem handgebatikten Banner mit gekreuzten Nordic-Walking-Stöcken statt der AK-47 sitzen. Bei Kaffee und Kuchen beschließen sie, „sich von denen da oben nicht mehr länger proktologisch düpieren zu lassen“. Oder sie besingen in „Männerproblem“ die Schwierigkeiten bei der gesellschaftlichen Integration des anderen Geschlechts: „Aber wenn wir sie ausweisen, wohin sollen sie dann gehen?“

„Frau der Ringe“ ist ganz klar bissiges, politisches Kabarett bei dem die Vertreter aller Parteien ihr Fett wegkriegen, aber auch Klamauk und Kalauer kommen nicht zu kurz. Je weiter die Hochzeitsvorbereitungen voranschreiten, desto absurder und katastrophaler wird das Geschehen auf der Bühne. Die Ereignisse und vor allem die Witze überschlagen sich. Einige der Pointen hat man zwar auch schon mal woanders gehört, aber das geht in Ordnung, denn es sind gute. Das neue Frauenteam des Kom(m)ödchens spielt, singt und tanzt sich souverän durch das gut zweistündige Programm und beherrscht auch die leisen, nachdenklichen Momente. Das Premierenpublikum applaudiert dem Trio vollkommen hingerissen, und die Kabarettistinnen können nach diesem gelungenem Einstand selbstbewusst auf die anstehende 60-Städte-Tour gehen.